Boykott jüdischer Geschäfte
Nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler am 30. Januar 1933 beschloss die NS-Führung die Durchführung eines Wirtschaftsboykotts gegen die Juden. Der landesweite Boykott wurde von lokalen NS-Parteichefs organisiert. Wenngleich er nur einen Tag andauerte und von vielen Deutschen ignoriert wurde, die weiterhin in jüdischen Geschäften einkauften, war er der Beginn einer landesweiten Kampagne der NSDAP gegen die gesamte deutsch-jüdische Bevölkerung.
Wichtige Fakten
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Ziel des Boykotts vom 1. April 1933 war es, die deutschen Juden einzuschüchtern und die deutsche Öffentlichkeit davon abzuhalten, in jüdischen Geschäften einzukaufen. Er kennzeichnete den Beginn der wirtschaftlichen Ausgrenzung der Juden durch die Nationalsozialisten.
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Die Nationalsozialisten rechtfertigten den Boykott als notwendige Maßnahme infolge der Kritik des „internationalen Judentums“ an Deutschland.
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Zahlreiche Zeitungen in den Vereinigten Staaten berichteten über den Boykott, wodurch internationale Kritik am NS-Staat laut wurde.
Nachdem die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 an die Macht kamen, beschloss die NS-Führung die Durchführung eines Wirtschaftsboykotts gegen die Juden in Deutschland.
Die jüdische Bevölkerung Deutschlands
Im Jahr 1933 lebten etwa 600 000 Juden in Deutschland. Dies waren weniger als ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Die meisten Juden in Deutschland waren stolz darauf, Deutsche zu sein und Bürger eines Landes, das viele große Dichter, Schriftsteller, Musiker und Künstler hervorgebracht hatte. Mehr als 100 000 deutsche Juden hatten während des Ersten Weltkriegs in der deutschen Armee gedient, und viele von ihnen waren für ihre Tapferkeit ausgezeichnet worden.
Juden bekleideten wichtige Regierungsämter und unterrichteten an renommierten deutschen Universitäten. Von den 38 Nobelpreisen, die zwischen 1905 und 1936 an deutsche Schriftsteller und Wissenschaftler verliehen wurden, gingen 14 an Juden. Die Ehe zwischen Juden und Nichtjuden wurde immer geläufiger. Obwohl die deutschen Juden in ihrem gesellschaftlichen Leben und ihrer beruflichen Laufbahn weiterhin einer gewissen Diskriminierung ausgesetzt waren, blickten viele ihrer Zukunft als Deutsche zuversichtlich entgegen. Sie sprachen die deutsche Sprache und betrachteten Deutschland als ihre Heimat.
Landesweiter Wirtschaftsboykott am 1. April 1933
Am 1. April 1933 führten die Nationalsozialisten die erste geplante landesweite Aktion gegen Juden durch: einen Boykott gegen jüdische Geschäfte und Freiberufler. Der Boykott war sowohl Vergeltung als auch Racheakt für die Greuelpropaganda, die angeblich von deutschen und ausländischen Juden mit der Unterstützung ausländischer Journalisten verbreitet wurde. Angeblich sollte der Ruf des nationalsozialistischen Deutschlands durch entsprechende Berichte in der internationalen Presse geschädigt werden.
Am Tag des Boykotts positionierte sich die Sturmabteilung (SA) in bedrohlicher Haltung vor jüdischen Kaufhäusern und Einzelhandelsgeschäften sowie vor den Büros von Freiberuflern wie z.B. Ärzten und Anwälten. Der Davidstern wurde in gelb und schwarz über tausenden von Hauseingängen und Fenstern angebracht zusammen mit antisemitischen Parolen. Auf Schildern standen Parolen wie „Kauft nicht bei Juden“ oder „Die Juden sind unser Unglück“. In ganz Deutschland kam es zu Gewaltakten gegen Juden und jüdisches Eigentum. Die Polizei griff nur selten ein.
Beginn einer landesweiten Kampagne
Wenngleich die von lokalen Parteichefs organisierte, nationale Boykottmaßnahme nur einen Tag andauerte und von vielen Deutschen ignoriert wurde, die weiterhin in jüdischen Geschäften einkauften, war sie der Beginn einer landesweiten Kampagne der NSDAP gegen die gesamte deutsch-jüdische Bevölkerung. Eine Woche später verabschiedete die Regierung ein Gesetz, wonach die Beschäftigung im öffentlichen Dienst allein „Ariern“ vorbehalten war. Jüdische Regierungsangestellte, darunter Lehrer an öffentlichen Schulen und Universitäten, wurden entlassen.