Frühe Lager (1933-1938)

Viele der frühen Konzentrationslager waren improvisiert.

Bereits unmittelbar nach der Machtübernahme im Jahr 1933 errichtete das NS-Regime eine Reihe von Haftanstalten, um sogenannte „Staatsfeinde“ zu inhaftieren und zu beseitigen. Die meisten Gefangenen in den frühen Konzentrationslagern waren deutsche Kommunisten, Sozialisten, Sozialdemokraten, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Personen, denen „asoziales“ oder sozial abweichendes Verhalten vorgeworfen wurde. Einige dieser Einrichtungen wurden als „Konzentrationslager“ bezeichnet, da die dort Inhaftierten physisch an einem Ort „konzentriert“ waren.

Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 verhafteten die Nationalsozialisten deutsche und österreichische Juden und brachten sie in den deutschen Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen unter. Nach den gewaltsamen Ausschreitungen (Pogrome) in der so genannten Kristallnacht im November 1938 führten die Nazis Massenverhaftungen durch. Davon betroffen waren insbesondere erwachsene männliche Juden, die vorübergehend in Lagern eingesperrt wurden.

Arten von Lagern

Viele Menschen bezeichnen alle nationalsozialistischen Inhaftierungsstätten während des Holocaust als Konzentrationslager. Der Begriff Konzentrationslager wird oft allgemein verwendet, um Orte zu bezeichnen, die unter dem NS-Regime der Inhaftierung und Ermordung von Menschen dienten. Nicht alle der von den Nationalsozialisten errichteten Stätten waren jedoch Konzentrationslager. Zu den von den Nationalsozialisten errichteten Stätten gehören:

  • Konzentrationslager: Für die Inhaftierung von Zivilisten, die vom Regime als eine Art Sicherheitsrisiko betrachtetet wurden. Es gab 938 Lager und Nebenlager.
  • Zwangsarbeitslager und Durchgangslager: In Zwangsarbeitslagern mussten die Gefangenen oft sinnlose und demütigende Arbeiten verrichten, die ihnen ohne angemessene Ausrüstung, Kleidung, Nahrung oder Pausen auferlegt wurden. In Durchgangslagern wurden Juden vorübergehend bis zur Deportation untergebracht. Diese Lager waren in der Regel die letzte Station vor dem Abtransport in ein Tötungszentrum. Es gab 1.830 Arbeits- und Durchgangslager.
  • Kriegsgefangenenlager: Zur Unterbringung alliierter und sowjetischer Kriegsgefangener. Es gab 559 Kriegsgefangenenlager. Hinzukamen Zehntausende von Nebenlagern, die ebenfalls der Inhaftierung von Kriegsgefangenen dienten.
  • Tötungszentren: Diese waren vorrangig oder ausschließlich dazu bestimmt, große Zahlen von Menschen unmittelbar nach ihrer Ankunft in nahezu industrieller Form zu ermorden. Es gab fünf Tötungszentren.

Es gab noch Zehntausende von Inhaftierungsstätten anderer Art. Dazu gehörten unter anderem frühe Lager, Euthanasie-Anstalten, SS- und Gefangenenlager sowie Germanisierungseinrichtungen.

Konzentrationslager

Ein Blick auf das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Dieses Foto wurde nach der Befreiung des Lagers aufgenommen.

Konzentrationslager werden oft fälschlicherweise mit einem Gefängnis in der modernen Gesellschaft verglichen. Konzentrationslager unterlagen jedoch im Gegensatz zu Gefängnissen keinerlei gerichtlicher Kontrolle. Die NS-Konzentrationslager dienten vor allem drei Zwecken:

  1. Inhaftierung von Personen, die das NS-Regime als Sicherheitsbedrohung betrachtete. Die Betroffenen wurden auf unbestimmte Zeit gefangen gehalten.
  2. Eliminierung von Einzelpersonen und kleinerer Zielgruppen durch Mord, außerhalb jeglicher öffentlichen und gerichtlichen Kontrolle.
  3. Ausbeutung der Häftlinge In Form von Zwangsarbeit. Dieser Zweck beruhte auf einem Arbeitskräftemangel.

Das erste Konzentrationslager

Der Hauptzweck der ersten Konzentrationslager in den 1930er Jahren war es, die Anführer politischer, sozialer und kultureller Bewegungen zu töten oder einzuschüchtern, die von den Nationalsozialisten als Bedrohung für das Überleben des Regimes erachtet wurden. Das erste Konzentrationslager wurde im März 1933 in Dachau nahe München eröffnet.

In den meisten Konzentrationslagern installierte die SS Gaskammern oder plante dies zumindest. Diese sollten ihnen die routinemäßige Tötung von Gefangenen erleichtern, die zu schwach oder zu krank für den Arbeitseinsatz waren. Die Nationalsozialisten nutzten  die Gaskammern auch, um sich unerwünschter kleinerer Zielgruppen durch Mord zu entledigen, wie zum Beispiel polnische Widerstandskämpfer, sowjetische Kriegsgefangene usw. Dies war der Zweck der Gaskammern unter anderem in Mauthausen, Sachsenhausen, Stutthof, Auschwitz I, Ravensbrück und Lublin/Majdanek.

Lagerstruktur

Alle Konzentrationslager waren gleich aufgebaut. Jedes verfügte über einen internen Lagerstab, der aus fünf Abteilungen bestand:

  1. Hauptquartier des Lagerkommandanten (bestehend aus dem Kommandanten und seinem Stab)
  2. Eine Schutzhaftanstalt unter der Leitung eines Offiziers der Sicherheitspolizei. Dieser führte Aufzeichnungen zu den Gefangenen (wie Ankunft, Entlassung, Führung und Tod) und unterlag den Weisungen des Reichssicherheitshauptamtes.
  3. Kommandant des Schutzhaftlagers
  4. Verwaltung und Logistik
  5. SS-Arzt

Zwangsarbeits- und Kriegsgefangenenlager

Im Anschluss an den Angriff auf Polen im September 1939 errichteten die Nationalsozialisten Zwangsarbeitslager, in denen Tausende von Gefangenen an Erschöpfung, Hunger und Unterkühlung starben. Die Lager wurden von SS-Einheiten bewacht. Während des Zweiten Weltkriegs hat sich das Lagersystem rasant verbreitet. In einigen Lagern führten NS-Ärzte medizinische Experimente an Gefangenen durch.

Nach dem Angriff der Deutschen auf die Sowjetunion im Juni 1941 stockten die Nationalsozialisten die Zahl der Kriegsgefangenenlager auf. Einige neue Lager wurden an bestehenden Lagerkomplexen im besetzten Polen errichtet (z. B. Auschwitz). Das Lager in Lublin, später bekannt als Majdanek, wurde im Herbst 1941 ursprünglich als Kriegsgefangenenlager errichtet und 1943 in ein Konzentrationslager umgewandelt. Tausende von sowjetischen Kriegsgefangenen wurden in dem Lager erschossen oder vergast.

Durchgangslager

Juden, die in von Nationalsozialisten besetzten Gebieten lebten, wurden oft zuerst in Durchgangslager deportiert, wie Westerbork in den Niederlanden oder Drancy in Frankreich. Von dort ging es später weiter in die Tötungszentren im besetzten Polen. Die Durchgangslager waren in der Regel die letzte Station vor der Deportation in ein Tötungszentrum.

Tötungszentren

Ankunft in Auschwitz

Zur Umsetzung der so genannten „Endlösung“ (Völkermord an den Juden bzw. Massenvernichtung der Juden) errichteten die Nationalsozialisten Tötungszentren in dem von Deutschland besetzten Polen, dem Land mit der größten jüdischen Bevölkerung. Diese Tötungszentren waren auf einen möglichst effizienten Massenmord ausgelegt. Das erste Tötungszentrum wurde im Dezember 1941 in Chelmno eröffnet. Dort wurden Juden sowie Sinti und Roma in mobilen Gaswagen vergast. 1942 eröffneten die Nazis die Zentren Belzec, Sobibor und Treblinka, um systematisch die Juden des Generalgouvernements (Gebiet innerhalb des von Deutschland besetzten Polen).zu ermorden 

Die Nationalsozialisten errichteten die Gaskammern (in die tödliches Giftgas eingeleitet wurde), um zum einen den Tötungsprozess effizienter zu gestalten, aber auch,um den Tätern eine gewisse Distanz zu ihren Taten zu ermöglichen.  Im Lagerkomplex Auschwitz verfügte die Tötungsanstalt Birkenau über vier Gaskammern. In den Jahren 1943-44, als die meisten Deportationen stattfanden, wurden dort pro Tag durchschnittlich 6.000 Juden vergast.

Millionen von Menschen wurden in den verschiedenen Arten der NS-Lager gefangen gehalten und misshandelt. Unter der Leitung der SS wurden allein in den Tötungszentren mehr als drei Millionen Juden von den Deutschen und ihren Kollaborateuren ermordet. Nur ein kleiner Teil der in den Lagern Inhaftierten überlebte.