Wer waren die Opfer des Holocaust?
Das NS-Regime verfolgte verschiedene Gruppen aus ideologischen Beweggründen. Juden waren die Hauptzielgruppe für systematische Verfolgung und Massenmord durch die Nationalsozialisten und ihre Kollaborateure. Unter dem NS-Regime wurden jedoch auch Millionen anderer Menschen aggressiv und brutal verfolgt. Die Vorgehensweise der Nationalsozialisten war gegenüber allen Opfergruppen brutal, aber nicht immer gleich.
Wichtige Fakten
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Einige Gruppen wurden aus rassistischen Gründen als Bedrohung für Deutschland betrachtet, etwa die europäischen Juden und Roma. Menschen mit Behinderungen galten als biologische Bedrohung und finanzielle Belastung für den Staat.
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Die NS-Behörden hatten es außerdem auf deutsche politische Gegner, Homosexuelle, „Asoziale“ und die Zeugen Jehovas abgesehen, deren Verhalten angeblich eine Gefahr für die „Volksgemeinschaft“ darstelle.
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Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erweiterte sich der Kreis der Opfergruppen unter anderem um Polen, sowjetische Kriegsgefangene und Sowjetbürger.
Wer waren die Opfer des Holocaust?
Alle Juden Europas waren für das NS-Regime systematische Ziele für ihre Mordabsichten. Die Nationalsozialisten betrachteten die Juden als „tödliche Bedrohung“ für die deutsche „Rasse“.
Zwei Drittel der europäischen Juden, dies entspricht rund sechs Millionen Menschen, wurden von den Nationalsozialisten und ihren Kollaborateuren getötet.
Welche anderen Gruppen waren Ziel nationalsozialistischer Verfolgung und warum?
Roma und Sinti wurden als „Zigeunerbelästigung“ klassifiziert. Sie galten als „rassisch minderwertiges Volk“ mit kriminellen Gewohnheiten. Bis zu 250 000 von ihnen wurden europaweit getötet.
Deutsche mit geistigen und körperlichen Behinderungen galten als „nutzlose Esser“ und „genetisch defekt“. 250 000 wurden getötet.
Polen wurden als „untermenschliche Slawen“ bezeichnet. Sie litten unter einer brutalen Besetzung durch die Deutschen. Zehntausende Mitglieder der polnischen Elite wurden als potenzielle Anführer des polnischen Widerstands getötet oder inhaftiert.
Auch gefangen genommene sowjetische Soldaten wurden als „untermenschliche Slawen“ bezeichnet. Die Nationalsozialisten waren davon überzeugt, sie seien Teil einer „jüdisch-bolschewistischen Bedrohung“. 3,3 Millionen sowjetische Soldaten starben bei Hinrichtungen oder durch Verhungern und Misshandlung.
Auch andere Gruppen gelangten ins Visier des NS-Regimes. Darunter waren tatsächliche und mutmaßliche politische Gegner, die Zeugen Jehovas, Männer, die der Beteiligung an homosexuellen Handlungen beschuldigt wurden, und Personen, die als „asozial“ galten. Sie gehörten zu den hunderttausenden von Opfern, die in Konzentrationslagern inhaftiert und getötet wurden. Sie starben an Hunger, Krankheit, Erschöpfung, Misshandlung oder wurden gezielt hingerichtet.
Die Vernichtung der europäischen Juden im Holocaust
Juden wurden in der NS-Ideologie jedoch nicht nur als fremd und „biologische Untermenschen“ betrachtet. Sie galten auch als „Todesfeinde“. Die Nationalsozialisten glaubten, dass Juden „schädlich“ für die Stärke und Reinheit der „deutschen Rasse“ seien. Nach NS-Auffassung mussten die Juden vernichtet werden, um das langfristige Überleben der Menschen „deutschen Blutes“ zu sichern. In den 1930er Jahren verfolgte das Regime vor allem die Zwangsemigration von Juden aus Deutschland und dem angrenzenden Österreich. Die Maßnahmen verschärften sich während des Zweiten Weltkriegs als Millionen weiterer Juden unter deutsche Kontrolle gelangten. Die antisemitische NS-Politik wandelte sich zunächst zum Massenmord und später zum systematischen Völkermord. Nicht nur deutsche Juden, sondern alle jüdischen Männer, Frauen und Kinder, die in die Reichweite des NS-Regimes gelangten, wurden systematisch zum Tötungsziel erklärt. Diese Vorgehensweise ging als „Endlösung der Judenfrage in Europa“ in die Geschichte ein.
Bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen, hatten Juden über viele Jahrhunderte in ganz Europa gelebt. Im September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Zu dieser Zeit lebten Juden in 20 Ländern, wo sie während des Kriegs durch NS-Besatzungseinheiten und deren Kollaborateure verfolgt und getötet werden sollten. Zwei Drittel der europäischen Juden, dies entspricht rund sechs Millionen Menschen, wurden von den Nationalsozialisten und ihren Kollaborateuren ermordet. Diese Zahl umfasst rund 1,5 Millionen Kinder im Alter von 0 bis 17 Jahren. Etwa 75 % bzw. 4,5 Millionen aller getöteten Juden lebten in Polen, der Sowjetunion und anderen osteuropäischen Ländern. Aus historischen Gründen war die jüdische Bevölkerung in diesen Gebieten zahlreicher.
Die jüdischen Opfer stammten aus allen Bevölkerungsschichten. Unter ihnen waren Arme und Reiche, orthodoxe und säkulare Juden sowie Anhänger des gesamten politischen Spektrums. Darüber hinaus klassifizierten die Nationalsozialisten Juden auf der Grundlage ihres „Blutes“ oder ihrer „Rasse“. Sie wurden also nicht allein aufgrund ihrer Religion zur Zielscheibe. Es wurden auch Protestanten und Katholiken, deren Eltern oder Großeltern Juden waren, Opfer von Verfolgung und Völkermord durch die Nationalsozialisten.
Wie haben einige Juden den Holocaust überlebt?
Einer kleinen Minderheit gelang es in den 1930er Jahren, einen sicheren Zufluchtsort zu erreichen. In keinem Land standen die Tore für jüdische Flüchtlinge jedoch weit offen. Der Krieg bedingte noch viele weitere Hindernisse für die Auswanderung. Einige Juden überlebten die Gefangenschaft in NS-Lagern oder im Untergrund. Andere überlebten in den unbesetzten Gebieten der Sowjetunion, weit entfernt von der militärischen Front. Nach dem Krieg lebten viele Juden in Vertriebenenlagern. Einige verbrachten dort viele Jahre, weil sie nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten und die Auswanderung noch immer sehr schwierig war. Letztendlich wanderten viele Überlebende nach Palästina und in die Vereinigten Staaten aus. Weitere Emigrationsziele waren Kanada, Australien, Südafrika und Lateinamerika.
Weitere Opfer des NS-Regimes und seiner Kollaborateure
Zielgruppe Roma und Sinti: „rassische Bedrohung“ und „sozial abweichend“
Diese oft als „Zigeuner“ bezeichnete ethnische Minderheit setzt sich aus verschiedenen Gruppen zusammen, die als „Stämme“ oder „Völker“ bezeichnet werden. In Deutschland und Westeuropa überwogen im Allgemeinen die Sinti. Die Roma waren vornehmlich in Österreich sowie in Ost- und Südeuropa ansässig.
Roma und Sinti wurden von den Nationalsozialisten als „asozial“ (außerhalb der „normalen“ Gesellschaft lebend), als „rassisch minderwertig“ und „Zigeunerbelästigung“ betrachtet. Schätzungsweise eine Million Angehörige dieser Minderheit lebten vor dem Krieg in den Ländern Europas. Bis zu 250 000 von ihnen wurden während des Kriegs vom NS-Regime und seinen Kollaborateuren getötet. Männer, Frauen und Kinder waren gleichermaßen Opfer des Völkermords. Betroffen waren sowohl nomadisch lebende Roma und Sinti, deren Zahl in den 1930er Jahren rückläufig war, als auch Menschen mit festem Wohnsitz in Städten und Gemeinden.
Unter dem NS-Regime wurden auch einige als „Zigeuner“ identifizierte Personen gegen ihren Willen sterilisiert. Eine unbekannte Anzahl von Roma und Sinti wurden als „Asoziale“ in Konzentrationslagern inhaftiert.
Zielgruppe Menschen mit Behinderungen: „rassische Bedrohung“ und „Belastung“
Personen mit als erblich geltenden geistigen und körperlichen Behinderungen gelangten ebenfalls ins Visier der Nationalsozialisten. Die Nationalsozialisten betrachteten sie als biologisch „defekt“ und sahen sie als Belastung für die Staatskasse. In der NS-Propaganda wurden sie als „nutzlose Esser“ bezeichnet. Mit einem 1933 erlassenen Gesetz sollte die Geburt von Kindern mit genetischen „Defekten“ verhindert werden. Es führte die Zwangssterilisation (siehe Glossar) von Personen ein, bei denen bestimmte geistige oder körperliche Erkrankungen diagnostiziert worden waren. Schätzungsweise 300 000 bis 400 000 Männer und Frauen wurden sterilisiert. Unter den sterilisierten Personen waren auch viele Jugendliche.
Die Nationalsozialisten schoben den kriegsbedingten „nationalen Notstand“ als Deckmantel vor. 1939 verschärfte das Regime seine Politik gegenüber Menschen mit Behinderungen. Erklärtes Ziel war die Ermordung behinderter Patienten, die in psychiatrischen und anderen Pflegeeinrichtungen lebten. Insgesamt 250 000 Menschen wurden bei der Geheimaktion „T4“ und den damit verbundenen Euthanasieprogrammen im „Großdeutschen Reich“ getötet. Die meisten der Opfer waren ethnisch Deutsche, nicht Juden. Unter den Opfern waren rund 7 000 Kinder. Die Opfer des T4-Programms wurden in Gaskammern getötet, die als Duschen getarnt waren. Dies war das erste Mal, dass diese Methode des Mordens und der Täuschung angewandt wurde.
Zielgruppe Polen: „rassische und politische Bedrohung“
Polen galten in der NS-Ideologie als „Untermenschen“, die für Deutschland lebenswichtige Gebiete besetzten. Die Nationalsozialisten verfolgten das Ziel, den organisierten Widerstand der Polen nach dem deutschen Einmarsch in Polen im September 1939 zu verhindern. Im Rahmen dieser Politik töteten oder inhaftierten die Nationalsozialisten zehntausende Männer und Frauen der polnischen Elite. Zu den Opfern gehörten wohlhabende Großgrundbesitzer, Geistliche, Regierungsbeamte, Lehrer, Ärzte, Zahnärzte, Militäroffiziere und Journalisten. Weniger gebildete polnische Staatsbürger, darunter viele junge Männer und Frauen, wurden meist gegen ihren Willen zur Arbeit nach Deutschland transportiert. Dort waren die rund 1,5 Millionen Polen genau wie andere Osteuropäer massiver Diskriminierung ausgesetzt. Hunderte polnische Männer wurden hingerichtet, weil sie sexuelle Beziehungen zu deutschen Frauen unterhielten. Die Nationalsozialisten sahen darin einen Akt der „Rassenschande“.
Zielgruppe sowjetische Kriegsgefangene: „rassische und politische Bedrohung“
Viele sowjetische Soldaten wurden nach dem Einmarsch in die Sowjetunion im Juni 1941 von der deutschen Wehrmacht gefangen genommen. Die Soldaten galten als „untermenschliche Slawen“ und Teil der „jüdisch-bolschewistischen Bedrohung“. Laut NS-Ideologie handelte es sich beim Judäo-Bolschewismus um ein jüdisch-kommunistisches Komplott gegen Deutschland.
Insgesamt kamen 3,3 Millionen sowjetische Kriegsgefangene, darunter auch Soldatinnen, zu Tode. Sie starben durch Hinrichtung oder infolge von Hunger, Krankheit, Kälte, Gewalt und anderen Misshandlungen. Die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener durch die Deutschen war ein Verstoß gegen die Genfer Konvention und völkerrechtliche Standards. Im Gegensatz zu den sowjetischen Gefangenen überlebten die meisten britischen und amerikanischen Kriegsgefangenen die deutsche Gefangenschaft. Nach NS-Ideologie waren sie rassisch gleichwertig.
Politische und andere Häftlinge in NS-Konzentrationslagern
Politische Gegner in Deutschland waren die ersten Häftlinge in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten. Zu dieser Häftlingskategorie gehörten Aktivisten, die sich gegen das NS-Regime auflehnten, freimütige Dissidenten und Mitglieder europäischer Widerstandsgruppen. Es waren jedoch auch Personen dabei, die lediglich einer Anti-NS-Gesinnung verdächtigt wurden oder die das NS-Regime im privaten Umfeld kritisierten oder verspotteten. Eine unbestimmte Anzahl von Männern und Frauen, die als politische Gefangene inhaftiert wurden, starb oder wurde getötet.
Die Zeugen Jehovas waren eine religiöse Gruppierung. 1933 zählte sie in Deutschland etwa 20 000 Mitglieder. Aufgrund ihres strengen Glaubens weigerten sie sich, jeglicher weltlichen Regierung die Treue zu schwören oder Waffen zu tragen. So klein die Bewegung auch war, untergrub sie dennoch die Forderung der Nationalsozialisten nach uneingeschränkter Loyalität gegenüber Hitler und dem Staat. Etwa 1 900 Zeugen Jehovas kamen in den Lagern zu Tode. Die meisten der Opfer waren Männer deutscher Staatsbürgerschaft.
Homosexuelle wurden von den Nationalsozialisten als „sozial abweichend“ betrachtet. Die Nationalsozialisten sahen in ihnen ein Hindernis für die Verwirklichung ihrer politischen Ziele, insbesondere das der Steigerung der Geburtenrate der Deutschen. Zwischen 1933 und 1945 wurden in Deutschland schätzungsweise 100 000 Männer nach Paragraph 175 des deutschen Strafgesetzbuches verhaftet. Von den 50 000 Männern, die als sogenannte „175er“ verurteilt wurden, waren 5 000 bis 15 000 Personen in Konzentrationslagern inhaftiert. Hunderte, möglicherweise Tausende, starben an den Folgen der brutalen Behandlung.
Zu den „Asozialen“ gehörten nach NS-Auffassung Arbeitslose und Obdachlose, Empfänger von Sozialleistungen, Prostituierte, Bettler, Alkoholiker und Drogenabhängige.