Leo Hanin
Geboren: 20. November 1913
Wilna, Polen
Leos jüdische Familie lebte in Wilna, das 1913 zum Russischen Kaiserreich gehörte. Aus Angst vor einer Revolution zog seine Familie 1916 nach Harbin in Nordchina, einer Stadt mit einer gut organisierten jüdischen Gemeinde. Dort schloss sich Leo einer zionistischen Gruppe an, studierte jüdische Geschichte, besuchte zwei Jahre lang eine jüdische Grundschule und lernte Hebräisch. Anschließend besuchte er eine russische weiterführende Schule in Harbin.
1933-39: Als Japan 1931 die Mandschurei besetzte und sich die Lage in Harbin verschlechterte, schickten ihn seine Eltern nach Shanghai, wo er eine britische Schule besuchte und Englisch lernte. Außerdem diente Leo im jüdischen Shanghaier Freiwilligenkorps, das die ausländischen Bürger Shanghais schützte. Leo bekam einen Job bei einem Importunternehmen für Textilien, das ihn 1937 nach Kobe in Japan schickte, wo die kleine jüdische Gemeinde ihn zum Ehrenmitglied und Geschäftsführer ernannte.
1940-44: In den Jahren 1940 und 1941 wurden viele jüdische Flüchtlinge aus Polen und Litauen durch Transitvisa über Japan vor dem Holocaust gerettet. Diese Visa wurden ihnen vom japanischen Vizekonsul in Kowno ausgestellt. Die Flüchtlinge reisten mit dem Zug durch die Sowjetunion nach Wladiwostok, wo sie schließlich per Schiff nach Kobe in Japan übersiedelten. Dort kümmerte sich Leos kleine jüdische Gemeinde um sie, indem sie ihnen Unterkünfte besorgte, sie medizinisch versorgte, Kleidung spendete und ihre Visa arrangierte, damit sie in Japan bleiben konnten.
1942 kehrte Leo nach Shanghai zurück und verbrachte den Rest des Krieges dort. Er wanderte 1948 nach Israel aus und zog später in die USA.