Ruth Freund Reiser
Geboren: 11. April 1926
Prag, Tschechoslowakei
Ruth war ein Kind jüdischer Eltern aus der Mittelschicht, die in der tschechoslowakischen Hauptstadt Prag lebten, wo ihr Vater als Bankangestellter arbeitete. Als gebürtige Tschechen betrachteten sich ihre Eltern als ebenso tschechisch wie jüdisch. 1933 besuchte Ruth in ihrem zweiten Jahr eine öffentliche Mädchenschule.
1933-39: Die Deutschen besetzten Prag im März 1939 und verhängten viele Beschränkungen. Juden durften nicht mehr zur Schule gehen, weshalb Ruths Schulbildung mit 13 Jahren endete. Juden mussten viele ihrer Besitztümer wie Radios, Fahrräder, Musikinstrumente und Haustiere abgeben. Sie durften nicht in bestimmten Straßen spazieren, in einen Park oder ein Kino gehen oder einen Bus oder eine Straßenbahn benutzen. Für Ruth war das normale Leben zu Ende.
1940-44: Ruth wurde Ende 1944 aus dem Ghetto Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Einige Wochen später wurde sie für einen Arbeitstransport selektiert. Um sicherzugehen, dass sie Auschwitz verlassen würde, schaffte sie es, sich an die Spitze der 1000-köpfigen Reihe von Frauen zu stellen. Dann zerstörte der Befehl „Abteilung - kehrt!" ihre Hoffnung. Sie landete nun am Ende der Reihe mit denen, die vergast werden sollten. Niemand schlief in dieser Nacht. Da sie damit gerechnet hatten, vergast zu werden, warteten alle vor dem Krematorium. Am nächsten Tag wurde Ruth durch eine Wendung des Schicksals in einen anderen Arbeitstransport verlegt.
Ruth wurde nach Lenzing, einem Außenlager des KZ Mauthausen, deportiert. Von amerikanischen Truppen befreit, kehrte Ruth nach Prag zurück. Sie war die einzige Überlebende ihrer Familie.