Theme: Wie war es möglich?

Inwiefern haben die Vertreter bestimmter Berufe und zivile Führungspersönlichkeiten zur Verfolgung von Juden und anderen Gruppen beigetragen?

Wie umfangreich waren bestimmte Berufsgruppen und zivile Autoritätspersonen am Holocaust beteiligt? Welche Motive oder Einflüsse haben zu den vielen verschiedenen Verhaltensweisen geführt? Welchen Spielraum gab es zwischen der Einhaltung von Vorschriften und verbrecherischem Verhalten?

Setzt Euch mit dieser Frage auseinander, um besser nachzuvollziehen, wie und warum es zum Holocaust kommen konnte.

Hintergrundinformationen zu dieser Diskussion sind den verwandten Artikeln zu entnehmen.

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Die Rolle verschiedener Berufsgruppen

Die Verfolgung der Juden und anderer Gruppen war nicht allein das Ergebnis von Maßnahmen, die auf Adolf Hitler und überzeugte Nationalsozialisten zurückgingen. Die NS-Führer waren auf die aktive Unterstützung oder Kooperation verschiedener Berufsgruppen angewiesen, deren Vertreter oft keine überzeugten Nationalsozialisten waren. Dazu gehörten Beamte, Juristen, Mediziner, Lehrer sowie Angehörige von Polizei, Militär, Wirtschaftseliten und Kirchen. 

Antijüdisches Boykottschild in Berlin

Damit sich überhaupt Widerstand hätte regen können, wäre es erforderlich gewesen, die Gefahren des Nationalsozialismus rechtzeitig zu erkennen und zwar ab dem Zeitpunkt der Machtübernahme und in den ersten Jahren der NS-Herrschaft, noch bevor die Nationalsozialisten die Demokratie zerstören und nahezu die gesamte Macht in Deutschland an sich reißen konnten. Dies war jedoch nicht der Fall. Viele konnten sich zumindest zum Teil mit den Werten und antisemitischen Vorurteilen der Nationalsozialisten identifizieren. Die Rechte der Juden und ihr Schutz stellten für diese Berufsgruppen und andere zivile Führer, die eventuell einen Unterschied hätten bewirken können, nie eine besonders hohe Priorität dar.

Welchen haben sie die NS-Politik befolgt?

Die Art und Weise, in der bestimmte Berufsgruppen, Berufsfelder und Unternehmen die Vorgaben des Regimes erfüllten, variierte.

  • Beamte, von Regierungsmitarbeitern bis hin zu Richtern etwa halfen dabei, Gesetze zu entwerfen, zu implementieren und durchzusetzen, die darauf abzielten, Juden ihre Rechte, Existenzgrundlage und ihren Besitz zu nehmen.
  • Anwälte, Juristen, Mediziner und Hochschulprofessoren waren aktiv beteiligt am Ausschluss ihrer jüdischen Kollegen oder nahmen diesen zumindest hin und sie kooperierten mit dem Regime, wenn es um die Implementierung der Rassenpolitik ging.
  • Polizei und Militär kam eine tragende Rolle bei der Stärkung des NS-Regimes sowie bei der Verfolgung und Ermordung der Juden und anderer Gruppen zu.
  • Verantwortliche in Banken, Versicherungen, Gewerbe und Industrie waren an der Judenverfolgung beteiligt. Viele von ihnen übernahmen Aufgaben im Rahmen der „Arisierung“ der deutschen Wirtschaft, unterstützten die Enteignung von Juden oder profitierten während des Krieges von Zwangsarbeit.
  • Kirchenoberhäupter schwiegen angesichts der Judenverfolgung fast ausnahmslos. 

Warum haben sie sich gefügt?

Die Gründe dafür waren je nach Beruf, Branche und Unternehmen unterschiedlich.

Gemeinsamkeiten bestanden jedoch in der Übereinstimmung mit nationalsozialistischen  Anschauungen, dem Druck sich der Obrigkeit zu fügen, sowie der Sorge um die eigene Karriere, Firma oder Institution.

Andere Faktoren waren die Einfachheit, mit der Experten und Einrichtungen vom Regime einvernahmt und zu Komplizen von Massenverbrechen werden konnten, und die verschiedenen Rechtfertigungsstrategien, mit denen es Menschen gelang, berufliche Zuständigkeiten und persönliche Ansichten voneinander zu trennen. 

Zudem gab es verschieden stark ausgeprägte Vorurteile gegenüber Juden. Aufgrund dieser Vorurteile stellten die Rechte der Juden und ihr Schutz für diese Berufsgruppen und andere zivile Führer, die eventuell einen Unterschied hätten bewirken können, nie eine besonders hohe Priorität dar.

Kritische Fragen

  • Untersucht inwieweit die Bevölkerung in den verschiedenen Berufen von der systematischen Verfolgung und Vernichtung der Juden wusste. Wie würdet Ihr vorgehen, um diese Frage zu beantworten?

  • Nehmen wir die Nürnberger Gesetze als Beispiel. Welche Berufsgruppen spielten eine Rolle bei der Schaffung dieser Gesetze?

  • Betrachtet die Rolle von Militär und Polizei. Wie könnten ihr Eid und ihre herkömmlichen Zuständigkeiten in Zeiten sozialer Unruhen überprüft werden? Ist diese Frage auch für andere Berufe relevant?

  • Inwiefern kann das Wissen über die Ereignisse in Deutschland und Europa vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten den Menschen heute helfen, bestehende Gefahren von Völkermord und Massengräueltaten zu erkennen und darauf zu reagieren?

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