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Welche Gruppen wurden von den Nationalsozialisten verfolgt?
Unter der nationalsozialistischen Führung wurden in Deutschland Millionen von Menschen im Namen der NS-Ideologie verfolgt, brutal misshandelt und ermordet. In einigen Fällen geschah dies mit der Hilfe und Unterstützung von Verbündeten und Kollaborateuren.
Wichtige Fakten
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1
Im Namen der nationalsozialistischen Ideologie wurden ganze Gruppen von Menschen dehumanisiert. Die NS-Ideologie war rassistisch, antisemitisch und ultranationalistisch.
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Für die Nazis waren Juden ihr Hauptfeind. Während des Zweiten Weltkriegs ermordeten die Nationalsozialisten, ihre Verbündeten und ihre Kollaborateure sechs Millionen Juden. Dieser Völkermord ist als Holocaust in die Geschichte eingegangenen.
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3
Neben den europäischen Juden, die dem Völkermord zum Opfer fielen, verfolgten die Nazis weitere Zielgruppen, die sie als Feinde oder Bedrohung betrachteten.
Unter dem NS-Regime wurden Mitglieder der Gesellschaft, die das Regime als Feinde oder Bedrohung ansah, verfolgt, brutal misshandelt und ermordet. Aus Sicht der Nationalsozialisten waren Juden ihr Hauptfeind. Mit unerbittlicher Härte gingen sie gegen jüdische Männer, Frauen und Kinder vor. Das Ausmaß des Terrors und der menschlichen Opfer wirft die Fragen auf: Welche Gruppen innerhalb der Gesellschaft waren erklärte Ziele der Nazis? Und weshalb hatten sie es genau auf diese Menschen abgesehen?
Das NS-Regime verfolgte Juden, weil die Nationalsozialisten radikal antisemitisch eingestellt waren. Von Anfang an wurden unter dem nationalsozialistischen Regime Maßnahmen ergriffen, mit denen die jüdische Bevölkerung Deutschlands rücksichtslos und unermüdlich isoliert, verarmt und diskriminiert werden sollte. Während des Zweiten Weltkriegs eskalierte diese Politik bis zum Massenmord. Die Nationalsozialisten, ihre Verbündeten und ihre Kollaborateure ermordeten insgesamt sechs Millionen Juden. Dieser Völkermord wird in der Geschichtsschreibung als Holocaust bezeichnet.
Auch andere Bevölkerungsgruppen wurden von den Nationalsozialisten verfolgt, brutal misshandelt oder ermordet. In einigen Fällen wurden sie dabei von Verbündeten und Kollaborateuren unterstützt.
Die Nationalsozialisten verfolgten Mitglieder der Gesellschaft, die folgenden Gruppen angehörten (in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt):
- homosexuelle Männer, bisexuelle Männer und Männer, denen homosexuelle Handlungen vorgeworfen wurden
- Menschen mit Behinderungen
- nicht jüdische Zivilisten, die des Ungehorsams, des Widerstands oder der Mitgliedschaft in einer Partisanengruppe beschuldigt wurden
- Polen
- politische Gegner und Andersdenkende
- Roma und andere Bevölkerungsgruppen, die abwertend als „Zigeuner“ bezeichnet wurden
- Schwarze, die in Deutschland lebten
- sowjetische Kriegsgefangene
- soziale Randgruppen, die abwertend als „Asoziale“ oder „Berufsverbrecher“ bezeichnet wurden
- Zeugen Jehovas
Warum verfolgten und ermordeten die Nazis gezielt bestimmte Gruppen von Menschen?
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Im Namen der nationalsozialistischen Ideologie wurden ganze Gruppen von Menschen dehumanisiert. Unter einer Ideologie versteht man bestimmte Überzeugungen über das Funktionieren der Welt (Weltanschauung). Die NS-Ideologie war rassistisch, antisemitisch und ultranationalistisch und griff auf eine Reihe bestehender Konzepte zurück. Dazu gehörten Rassismus, Nationalismus, Antisemitismus, Antikommunismus, Antiziganismus und die Eugenik. Die Nationalsozialisten führten all diese Konzepte in ihrer Ideologie zusammen und steigerten sie zu zerstörerischen, mörderischen Extremen.
Die Nationalsozialisten bewerteten Menschen nach biologischen, ,,rassischen", politischen und sozialen Kriterien. Der nationalsozialistischen Ideologie zufolge stellten bestimmte Gruppen von Menschen, wie Juden und Roma, eine Bedrohung der „rassischen Reinheit des deutschen Volkes“ dar. Andere Gruppen, etwa Menschen mit Behinderungen, galten als biologische Bedrohung. Die Nationalsozialisten waren der Auffassung, Menschen mit Behinderungen gefährdeten die genetische Gesundheit der Deutschen. Andere Gruppen wiederum wurden als soziale, politische und/oder ideologische Bedrohung für die nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland und darüber hinaus angesehen. Während des Zweiten Weltkriegs (1939–1945) brachten die Nationalsozialisten einen Großteil Europas unter ihre Kontrolle. Tatsächliche und vermeintliche Feinde wurden gleichermaßen als existenzielle Bedrohung betrachtet und entsprechend behandelt. Zu den Personen, die als existenzielle Bedrohung wahrgenommen wurden, gehörten Mitglieder der polnischen Elite, sowjetische Kriegsgefangene und Mitglieder von Widerstandsgruppen. Während des Zweiten Weltkriegs beging das NS-Regime Völkermord an den europäischen Juden und verübte zahlreiche weitere Massengräueltaten.
Wie gingen die Nationalsozialisten gegen Juden vor?
Unter dem NS-Regime wurden aufgrund der radikal antisemitischen Gesinnung der Nationalsozialisten Millionen von Juden verfolgt und ermordet. Sie hegten Vorurteile gegen Juden und verachteten sie.
Ihr ausgeprägter Hass auf Juden veranlasste die Nationalsozialisten dazu, fanatisch nach Wegen zu suchen, Deutschland und letztlich ganz Europa „judenrein“ zu machen. Ab 1933 verabschiedete das NS-Regime eine Reihe diskriminierender Gesetze, die das Ziel verfolgten, Juden aus allen Bereichen der deutschen Gesellschaft zu verdrängen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Behandlung der europäischen Juden durch die Nazis radikaler. Ihre Maßnahmen eskalierten von der Verfolgung zum Massenmord. 1939 fiel Deutschland in Polen ein. Bald darauf wurden Juden von deutschen Behörden in Ghettos eingesperrt. Viele Juden starben an den Folgen von Krankheit, Hunger und brutaler Misshandlung. Nach dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion im Jahr 1941 gingen die Nazis und ihre Verbündeten und Kollaborateure zu Massenerschießungen über und löschten dabei ganze jüdische Gemeinden im besetzten Osteuropa aus. In den Jahren 1941 und 1942 richtete das Regime sogenannte Tötungszentren ein, in denen Juden mit Giftgas ermordet wurden. Mit der Unterstützung ihrer Verbündeten und Kollaborateure deportierten die Nationalsozialisten Juden aller Altersgruppen in den Tod.
Insgesamt ermordeten die Nationalsozialisten und ihre Verbündeten und Kollaborateure sechs Millionen Juden. Die systematische Verfolgung und Ermordung der Juden in Europa wird als Holocaust bezeichnet. Die unnachgiebige Fokussierung der Nationalsozialisten auf die Verfolgung und ultimative Vernichtung des jüdischen Volkes unterscheiden den Holocaust von den anderen vom NS-Regime begangenen Gräueltaten.
Wie gingen die Nationalsozialisten gegen nicht jüdische Zielgruppen vor?
Die Nationalsozialisten verfolgten Juden und andere Menschen auf unterschiedliche, aber in mancher Hinsicht ähnliche Weise. In einigen Fällen wurden sie dabei von Verbündeten und Kollaborateuren unterstützt.
Bei der Verfolgung der nachstehend aufgeführten Personengruppen bedienten sich die Nationalsozialisten eines oder mehrerer der folgenden Mittel:
- Inhaftierung in einem Konzentrationslager ohne richterliche Anordnung
- Diskriminierung aufgrund einer mutmaßlichen ethnischen Identität
- Folter, einschließlich unmenschlicher medizinischer Experimente
- Zwangssterilisation und/oder
- Massenmord
Nicht alle Gruppen waren all diesen Formen von Verfolgung und Brutalität ausgesetzt. So haben die Nationalsozialisten zwar einige Gruppen diskriminiert und zu Unrecht inhaftiert, aber nicht massenhaft ermordet.
Sie gingen mit unterschiedlicher Intensität gegen die verschiedenen Gruppen vor. In den zwölf Jahren des NS-Regimes blieben Juden jedoch stets der Hauptfeind und das Hauptziel der Nazis. Je nach Situation richteten die Nazis ihre Aufmerksamkeit auch auf andere Personengruppen. Der Zeitpunkt und die Intensität der Verfolgung hingen von verschiedenen Faktoren ab, darunter von der nationalsozialistischen Ideologie und faktischen Realität, wie etwa dem Krieg. In allen Fällen gingen die Nazis jedoch mit äußerster Grausamkeit vor.
Die nachfolgenden Erwähnungen nicht jüdischer Personengruppen, die von den Nazis verfolgt und/oder ermordet wurden, sind alphabetisch sortiert. In den einzelnen Abschnitten darunter wird zusammengefasst erläutert, wie und warum die Nationalsozialisten gegen die jeweilige Personengruppe vorging.
Homosexuelle Männer, bisexuelle Männer und Männer, denen homosexuelle Handlungen vorgeworfen wurden
Im Rahmen der NS-Kampagne gegen männliche Homosexualität wurden homosexuelle, bisexuelle und Männer, denen homosexuelle Handlungen vorgeworfen wurden, verfolgt. Die Nazis betrachteten männliche Homosexualität als abträglich für die deutsche Geburtenrate und damit als Bedrohung für das „Schicksal des deutschen Volkes“. Zehntausende von Männern wurden nach Paragraf 175 verhaftet. Paragraf 175 des deutschen Strafgesetzbuchs stellte sexuelle Beziehungen zwischen Männern unter Strafe. Es gab kein vergleichbares Gesetz, das sexuelle Beziehungen zwischen Frauen verbot. Dennoch lösten die Nazis bei vielen lesbischen Frauen ein Klima der Unterdrückung und der Angst aus.
Zwischen 5.000 und 15.000 Männer wurden wegen des Vorwurfs der Homosexualität in Konzentrationslagern inhaftiert. Einige von ihnen wurden zwangskastriert. In der Regel mussten sie den Rosa Winkel auf ihrer Häftlingskleidung tragen, der sie nach dem Klassifizierungssystem als homosexuell kennzeichnete. Hunderte, vielleicht sogar Tausende, starben.
Menschen mit Behinderungen
Menschen mit Behinderungen galten für die Nazis als „biologisch minderwertig“ und wurden unter dem Regime verfolgt und ermordet. Zur Beseitigung der vermeintlichen erblichen Bedrohung praktizierte das NS-Regime eine radikale Form der „Erbgesundheitslehre“. 1933 erließ das Regime das sogenannte Erbgesundheitsgesetz. Dieses Gesetz führte zur Zwangssterilisation von etwa 400.000 Menschen, bei denen bestimmte, angeblich erblich bedingte Behinderungen diagnostiziert wurden.
1939 ging das Regime dazu über, Kinder zu ermorden, die mit bestimmten Behinderungen zur Welt kamen. Bald darauf wurden auch erwachsene Menschen mit Behinderungen, die in Heimen und Pflegeeinrichtungen untergebracht waren, getötet. Ärzte und Krankenschwestern führten diese Morde im Rahmen des „Euthanasieprogramms“ mit dem Decknamen Aktion T4 durch. Zehntausende von Menschen mit Behinderungen wurden in den Gaskammern der eigens für das Programm vorgesehenen Tötungszentren umgebracht. Manchmal wurden den Opfern tödliche Dosen von Medikamenten verabreicht oder es wurde ihnen die Nahrung vorenthalten, sodass sie an Hunger starben. Im besetzten Osteuropa wurden Menschen mit Behinderungen auch von deutschen Einheiten erschossen. Insgesamt wurden etwa 250.000 bis 300.000 Menschen mit Behinderungen getötet.
Nicht jüdische Zivilisten, die des Ungehorsams, des Widerstands oder der Mitgliedschaft in einer Partisanengruppe beschuldigt wurden
Unter Berufung auf die Unterdrückung des Widerstands gegen die deutsche Besatzung wurden während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche unschuldige Zivilisten brutal misshandelt und ermordet. Im gesamten besetzten Europa gingen die Deutschen und ihre Verbündeten und Kollaborateure sowohl gegen tatsächliche als auch mutmaßliche Mitglieder von Widerstandsgruppen vor. Dabei wurden Menschen verhaftet, gefoltert und inhaftiert und in manchen Fällen auch hingerichtet. Auch nicht deutsche Zivilisten fielen in das Raster der Nazis, darunter ausländische Zwangsarbeiter, die mutmaßlich gegen deutsche Verordnungen, Richtlinien oder andere Vorschriften verstoßen hatten.
Auch Kollektivstrafen wurden durchgeführt. Zusammen mit ihren Verbündeten und Kollaborateuren töteten die Nationalsozialisten unschuldige Zivilisten in Massakern. Die Nazis selbst bezeichneten diese als „Vergeltungsmaßnahmen“, „Anti-Partisanen-Operationen“ oder „Befriedungsmaßnahmen“. Im Zuge solcher Massaker wurden zuweilen ganze Dörfer vernichtet. Oft wurden sämtliche Einwohner ermordet. Diese Art des Terrors wurde im besetzten Ost- und Südeuropa weitaus häufiger ausgeübt als in West- und Mitteleuropa. Im besetzten Polen und in den besetzten Gebieten der Sowjetunion gingen die Nazis besonders wahllos und grausam vor. Insgesamt wurden Hunderttausende von Menschen Opfer derartiger „Vergeltungsmassaker“. Unter den Opfern befanden sich unter anderem Griechen, Italiener, Polen, Russen, Serben, Ukrainer und Weißrussen.
Polen
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Polen wurden während des Zweiten Weltkriegs ebenfalls vom Regime verfolgt und ermordet. Polen und bestimmte polnische Bevölkerungsgruppen stellten für die Nazis Hindernisse für ihre Expansionsziele dar. Sie betrachteten Polen als „Untermenschen“, die lediglich als Sklaven der Deutschen geeignet waren.
Ab 1939 eroberten die Nationalsozialisten polnisches Gebiet. Ein Großteil davon sollte als „Lebensraum für das deutsche Volk“ dienen, weshalb deutsche Behörden im besetzten Polen „ethnische Säuberungen“ durchführten. Hierdurch versuchten sie, die polnischen Einwohner, Orte und Gebiete zu germanisieren. Die Deutschen führten gezielte Mordaktionen gegen die polnische Bildungselite durch. Dabei wurden Zehntausende von Menschen gefangen genommen und erschossen. Unter den Opfern befanden sich unter anderem polnische Lehrer, Universitätsprofessoren, Geistliche und Politiker.
Die deutschen Behörden vertrieben Polen gewaltsam aus ihren Häusern und eigneten sich ihr Land und ihren Besitz an. Zehntausende polnischer Kinder wurden verschleppt, um sie zu „germanisieren“, Erwachsene mussten Zwangsarbeit verrichten. Das geringste Anzeichen von Widerstand wurde hart bestraft. So wurden ganze polnische Dörfer als Vergeltung für angebliche Partisanenaktivitäten dem Erdboden gleichgemacht. Zehntausende Polen wurden festgenommen und als politische Gefangene in Konzentrationslagern interniert. Insgesamt wurden während des Zweiten Weltkriegs etwa 1,8 Millionen Polen von den Deutschen ermordet.
Politische Gegner und Andersdenkende
Verfolgt wurden außerdem deutsche politische Gegner und Andersdenkende, die sich gegen die NSDAP oder das NS-Regime aussprachen. Unmittelbar nach ihrer Machtübernahme starteten die Nationalsozialisten ihren Angriff auf die Demokratie. In kürzester Zeit verhafteten und misshandelten sie Zehntausende führende Vertreter gegnerischer politischer Parteien. Dabei hatten sie es insbesondere auf Kommunisten und Sozialdemokraten abgesehen. Die Nationalsozialisten verwandelten Deutschland von einer Demokratie, die sich durch freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit auszeichnete, in eine Diktatur, die jede Form von Dissens verbot. Viele Deutsche unterstützten diesen Wandel und begrüßten das neue Regime. Eine kleine Minderheit der Deutschen nahm jedoch aus ethischen, religiösen, politischen oder anderen Gründen eine ablehnende Haltung ein.
Deutsche, die sich offen gegen die Nationalsozialisten aussprachen, wurden hart bestraft. Viele wurden als politische Häftlinge in Konzentrationslagern interniert, wo sie rote Abzeichen an ihrer Häftlingskleidung tragen mussten. Das Regime hatte breit definiert, was als Verrat oder verräterische Aktivität galt. Das Erzählen eines Witzes über Adolf Hitler war mitunter Grund genug für eine Verhaftung oder gar Hinrichtung. Während des Zweiten Weltkriegs wurden deutsche Widerstandsaktivisten oft hingerichtet. Zehntausende politische Gegner und Andersdenkende wurden getötet.
Roma und andere Bevölkerungsgruppen, die abwertend als „Zigeuner“ bezeichnet wurden
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Das NS-Regime und seine Verbündeten und Kollaborateure verfolgten und ermordeten Roma und Mitglieder anderer Volksgruppen, die abwertend als „Zigeuner“ bezeichnet wurden. Grund dafür war die antiziganistische Gesinnung der Nationalsozialisten. Antiziganismus oder Roma-Ressentiments bezeichnet Hass auf bzw. Vorurteile gegenüber Roma und anderen Volksgruppen, die abwertend als „Zigeuner“ bezeichnet wurden. Die Nationalsozialisten betrachteten Roma als „rassisch minderwertig“ und „sozial delinquent“.
In den 1930er Jahren wurden Roma unter anderem auf der Grundlage der Rassengesetze verfolgt. 1935 begannen die deutschen Behörden mit der Errichtung der sogenannten Zigeunerlager, in denen Roma-Familien interniert wurden. Roma wurden zwangssterilisiert, manchmal unter Berufung auf das Gesetz, manchmal ohne gesetzliche Grundlage.
Die nationalsozialistische Politik gegenüber Roma wurde nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs radikaler. Während des Krieges begingen die Nazis und ihre Verbündeten und Kollaborateure Völkermord an den europäischen Roma. Sie ermordeten Roma in Tötungszentren, bei Massenerschießungen und durch brutale Misshandlung in den Ghettos und Lagern. Traurige Berühmtheit erlangte das „Zigeunerlager“ in Auschwitz. Dort wie auch in anderen Konzentrationslagern führten NS-Ärzte grausame medizinische Experimente an inhaftierten Roma durch. Insgesamt wurden mindestens 250.000, möglicherweise aber bis zu 500.000 Roma getötet.
Schwarze, die in Deutschland lebten
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Schwarze, die in Deutschland lebten, fielen dem Regime deshalb zum Opfer, weil die Nationalsozialisten sie als „rassisch minderwertig“ betrachteten. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, lebten mehrere Tausend Schwarze in Deutschland. Die Nürnberger Rassengesetze wurden auch gegen Schwarze angewandt. Schwarze wurden abfällig als „Neger und ihre Bastarde“ bezeichnet. Zu den Zielpersonen in dieser Gruppe gehörten Afrikaner, Afroamerikaner, Menschen gemischter ethnischer Abstammung und andere in Deutschland lebende Menschen, die der „schwarzen Rasse“ zugeordnet wurden. Zu dieser Gruppe gehörten auch mehrere hundert Kinder aus Mischbeziehungen, die während der Besatzung in der Zwischenkriegszeit im Rheinland geboren worden waren. Der ethnische Hintergrund dieser Kinder war recht unterschiedlich, einige hatten beispielsweise arabische und vietnamesische Wurzeln. Trotzdem wurden sie alle den Schwarzen zugeordnet und abschätzig als „rheinische Bastarde“ bezeichnet.
Es existierte zwar kein zentrales, systematisches Programm zur Ermordung der in Deutschland lebenden Schwarzen, trotzdem wurden viele von ihnen von den Nazis inhaftiert, zwangssterilisiert und getötet. Die Zahl der Getöteten ist unbekannt, könnte sich aber auf mehrere Hundert belaufen.
Sowjetische Kriegsgefangene
Während des Zweiten Weltkriegs hat das NS-Regime sowjetische Kriegsgefangene systematisch misshandelt und massenhaft ermordet. Sowjetische Kriegsgefangene wurden extrem grausam behandelt, in einem Ausmaß, das sich von der Behandlung britischer, französischer oder amerikanischer Kriegsgefangener deutlich unterschied. Die Nationalsozialisten sahen in der kommunistischen Sowjetunion (UdSSR) einen existenziellen Feind, der vernichtet werden musste. Viele der Völker, die in der Sowjetunion lebten, betrachteten sie als „rassische und kulturelle Untermenschen“.
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Im Juni 1941 fiel die deutsche Wehrmacht in die Sowjetunion ein. In kürzester Zeit wurden Millionen sowjetischer Soldaten gefangen genommen. Manchmal führte die Wehrmacht Massenexekutionen von Kriegsgefangenen durch. SS und Polizei selektierten und töteten routinemäßig Zehntausende sowjetische Kriegsgefangene allein deshalb, weil sie Juden, politische Kommissare oder Mitglieder der Kommunistischen Partei waren. Eine beträchtliche Zahl sowjetischer Kriegsgefangener aus Zentralasien wurde von den Nazis aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit hingerichtet oder weil sie beschnitten waren und fälschlicherweise für Juden gehalten wurden. Andere sowjetische Kriegsgefangene wurden zu langen Märschen gezwungen, systematisch ausgehungert, erhielten keine medizinische Versorgung, waren behelfsmäßig untergebracht oder verfügten über gar keine Unterkunft und mussten Zwangsarbeit verrichten. Viele wurden unter außergewöhnlich harten Bedingungen in Kriegsgefangenenlagern oder Konzentrationslagern festgehalten. Die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener durch die Deutschen war 1941 und Anfang 1942 besonders grausam. Am Ende des Krieges waren etwa 3,3 Millionen sowjetische Häftlinge (etwa 58 %) in deutscher Gefangenschaft umgekommen. Die meisten wurden in den ersten acht Monaten des deutsch-sowjetischen Krieges getötet.
Soziale Randgruppen
Das NS-Regime verfolgte auch Deutsche, die es als soziale Außenseiter betrachtete. Darunter fielen Menschen, die sozialen Randgruppen angehörten und verarmt waren, sowie Vorbestrafte. Das Regime bezeichnete diesen Personenkreis abwertend als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“. Menschen, die als „Asoziale“ galten, hatten oft keinen festen Wohnsitz oder Arbeitsplatz. Viele von ihnen waren bereits mehrfach wegen Bettelei, Landstreicherei oder Prostitution verhaftet worden. Für die Nazis waren sie „biologisch minderwertig“ und/oder „sozial abweichend“. Die als „Berufsverbrecher“ bezeichneten Personen waren in der Regel wegen Eigentumsdelikten vorbestraft, viele von ihnen waren Wiederholungstäter. Einige waren jedoch nie eines Verbrechens angeklagt worden.
Das NS-Regime misshandelte Menschen, die es sozialen Randgruppen zuordnete, auf grausame Weise. Menschen, die als soziale Außenseiter galten, wurden oft zwangssterilisiert. Sie wurden zudem zu Unrecht und auf unbestimmte Zeit in Konzentrationslagern inhaftiert. Lagerinsassen, die als „Asoziale“ inhaftiert waren, mussten schwarze Abzeichen tragen. „Berufsverbrecher“ trugen grüne Abzeichen. Zehntausende von Menschen, die als „Asoziale“ oder „Berufsverbrecher“ eingestuft worden waren, starben an den Folgen der NS-Politik.
Zeugen Jehovas
Die Zeugen Jehovas wurden von den Nationalsozialisten verfolgt, weil sie sich weigerten, ihre religiösen Überzeugungen aufzugeben und dem NS-Regime zu dienen. Die Zeugen Jehovas weigerten sich, den Hitlergruß zu zeigen, den Eid auf Adolf Hitler abzulegen, NSDAP-Organisationen beizutreten und waren gegen den Eintritt ihrer Kinder in die Hitlerjugend. Als überzeugte Pazifisten verweigerten sie den Dienst in der Wehrmacht.
Zahlreiche Aktivitäten und Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas wurden von den Nazis verboten. Zuweilen nahmen Behörden die Kinder von Zeugen Jehovas aus den Familien heraus und brachten sie in Pflegefamilien unter. Viele männliche Zeugen Jehovas, die aus Gewissensgründen den Wehrdienst verweigerten, wurden hingerichtet. Tausende von Zeugen Jehovas aus Deutschland und dem besetzten Europa wurden in Konzentrationslagern inhaftiert, weil sie sich weigerten, den Forderungen der Nazis nachzukommen. In den Lagern mussten die Zeugen Jehovas lila Abzeichen tragen. Etwa 1.700 Zeugen Jehovas wurden während der NS-Zeit getötet.
Fußnoten
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Footnote reference1.
In diesem Zusammenhang bezieht sich der Begriff „Verbündete“ auf die offiziell mit dem Dritten Reich verbündeten Länder der Achse. „Kollaborateure“ bezeichnet Regime und Organisationen, die offiziell oder halboffiziell mit den deutschen Behörden zusammenarbeiteten. Zu diesen von den Deutschen unterstützten Kollaborateuren gehörten einige lokale Polizeikräfte, Bürokratien und paramilitärische Einheiten. Die Begriffe „Verbündete“ und „Kollaborateure“ können sich auch auf Personen beziehen, die mit diesen Regierungen und Organisationen verbunden waren.