Gerda Weissmann
Geboren: 8. Mai 1924
Bielitz, Polen
Gerda wuchs in einer jüdischen Mittelklassefamilie in Bielsko in Polen auf, einer Stadt, die für ihre Textilindustrie bekannt war. Sie besuchte zunächst eine öffentliche polnische Schule, bevor sie später an einer katholische Mädchenschule aufgenommen wurde. Ein Rabbi durfte in die Schule kommen und die jüdischen Schülerinnen in Religion unterrichten.
1933-39: Am Freitag, den 1. September 1939, tauchten deutsche Kampfflugzeuge über ihnen auf, woraufhin viele Menschen aus der Stadt flohen. Gerdas Familie blieb und erlebte den intensiven Beschuss, der am Sonntagabend folgte. Am Morgen hörten sie einen gewaltigen Lärm. Zwei deutsche Soldaten rasten mit einem Motorrad die Straße entlang. Sie hörten, wie Menschen „Heil Hitler” riefen. Plötzlich flatterte eine schwarz-weiß-rote Hakenkreuzfahne aus einem Fenster auf der anderen Straßenseite.
1940-45: Nachdem sie in das Ghetto in Bielsko umziehen musste, wurde Gerda 1942 in eine Textilfabrik im schlesischen Bolkenhain deportiert. Trotz des Hungers und der erschöpfenden Arbeit sorgten die Insassen für einander. Eine deutsche Aufseherin, Frau Kugler, rettete Gerda sogar das Leben. Gerda war krank geworden und lag im Lagerkrankenhaus. Frau Kugler wusste, dass ein SS-Mann, der die Kranken inspizierte, sie zur Vergasung schicken würde. Sie schleppte Gerda zurück in die Fabrik, nahm ihren Webstuhl in Betrieb und setzte sie davor. Gerda hatte hohes Fieber und war im Delirium, doch sie bestand die Inspektion.
Gerda wurde später in die Zwangsarbeitslager in Marzdorf, Landshut und Grünberg geschickt. Sie wurde im Mai 1945 von der amerikanischen Armee befreit und wanderte 1946 in die Vereinigten Staaten aus.