
Kultur im Dritten Reich: Übersicht
Der Nationalsozialismus (Nazismus) war weitaus mehr als eine politische Bewegung. Die NS-Führer, die im Januar 1933 an die Macht gekommen waren, wollten nicht nur politische Autorität. Sie wollten die kulturelle Landschaft verändern, indem sie das förderten, was sie als traditionelle „deutsche“ und „nordische“ Werte ansahen, jüdische, „fremde“ und „entartete“ Einflüsse beseitigten und eine rassische Gemeinschaft gestalteten, die den nationalsozialistischen Idealen entsprach.
Wichtige Fakten
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Unter der Leitung von Joseph Goebbels gaben sowohl das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda als auch die Reichskulturkammer vor, welche Filme, Kunst, Musik und Literatur politisch akzeptabel waren und wer in diesen kulturellen Bereichen arbeiten durfte.
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Juden und Personen, die als politisch unzuverlässig galten, wurde eine Tätigkeit in kulturellen Einrichtungen verboten. Ihre Werke wurden aus Galerien, Kinos, Bibliotheken und Theatern entfernt.
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Nationalsozialistische Propagandaveranstaltungen wie die Ausstellung „Entartete Kunst“ und die „Große Deutsche Kunstausstellung“ sollten der Öffentlichkeit verdeutlichen, was im Dritten Reich akzeptabel und was inakzeptabel war.
„Gleichschaltung“ der Kultur
1933 begann der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels mit der Gleichschaltung der Kultur, deren Zweck darin bestand, die Kunst mit den Zielen der Nationalsozialisten in Einklang zu bringen. Juden und andere Personen, die als politisch oder künstlerisch verdächtig galten, durften nicht mehr in kulturellen Einrichtungen tätig sein. Die Werke führender deutscher Schriftsteller wie Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger und Alfred Kerr wurden während der Bücherverbrennungsaktion in Berlin verbrannt.
Die Reichskulturkammer
Ab September 1933 überwachte und regulierte die Reichskulturkammer sämtliche Facetten der deutschen Kultur. Sie bestand aus der Reichsfilmkammer, der Reichsmusikkammer, der Reichstheaterkammer, der Reichspressekammer, der Reichsschrifttumskammer, der Reichskammer der bildenden Künste und der Reichsrundfunkkammer. In der nationalsozialistischen Ästhetik stand der propagandistische Wert der Kunst im Vordergrund. Bauernschaft, „Arier“ und das Kriegsheldentum wurden verherrlicht. Diese Ideologie stand in einem eklatanten Gegensatz zu moderner, innovativer Kunst wie der abstrakten Malerei, die abwertend als „entartete Kunst“, „Kunstbolschewismus“ oder „Kulturbolschewismus“ bezeichnet wurde.
Architektur
Die Architektur unter den Nationalsozialisten war von einer sterilen, neoklassizistischen und monumentalen Bauweise geprägt, welche die „Erhabenheit“ des NS-Staats zum Ausdruck bringen sollte. In der Literatur wurden Werke von Schriftstellern wie Adolf Bartels und dem Hitlerjugenddichter Hans Baumann gefördert. Eine „schwarze Liste“ sollte die Entfernung „inakzeptabler“ Bücher aus öffentlichen Bibliotheken erleichtern. Neben bäuerlicher Literatur und historischen Romanen, in denen das Volk im Mittelpunkt stand, förderten die Kulturbehörden des Regimes auch Kriegsromane, um die Bevölkerung auf einen Konflikt vorzubereiten.
Film
Die Kunstpflege, also die Maßnahmen zur Förderung von Kunst und Künstlern, erstreckte sich auch auf den Film. Die vom Staat stark subventionierte Filmindustrie war ein wichtiges Propagandainstrument. Filme wie Leni Riefenstahls Triumph des Willens oder Hitlerjunge Quex verherrlichten die NSDAP und die Hitlerjugend. Andere Filme, wie Ich klage an, rechtfertigten das Euthanasieprogramm, während Jud Süss und Der ewige Jude antisemitische Stereotypen aufrechterhielten.
Musik
In der Musik förderten die Nationalsozialisten Werke deutscher Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Anton Bruckner und Richard Wagner. Die Aufführung von Werken „nichtarischer“ Komponisten wie Felix Mendelssohn und Gustav Mahler hingegen wurde verboten. Adolf Hitler besuchte regelmäßig die Bayreuther Opernfestspiele, die zu Ehren des Komponisten Richard Wagner veranstaltet wurden. Zur Förderung der ideologischen Indoktrinierung verbreiteten die Nationalsozialisten entsprechende Lieder und organisierten Aufmärsche.
Theater
In den Theatern wurden Stücke großer deutscher Schriftsteller wie Goethe und Schiller, aber auch nationalsozialistische Dramen inszeniert. Zur Förderung der Volksgemeinschaft wurde der Bau großer Amphitheater im Freien angeordnet.
Die „Säuberung“ Deutschlands
Die Förderung der „arischen“ Kultur und Unterdrückung anderer Formen künstlerischer Darbietung waren weitere Maßnahmen der Nazis, die auf die „Säuberung“ Deutschlands abzielten.