Das nationalsozialistische Deutschland war Hauptakteur bei der Verfolgung und dem Massenmord der europäischen Juden, jedoch war jede der europäischen Achsenmächte in unterschiedlichem Ausmaß am Holocaust beteiligt. Dabei handelte es sich um Italien, Ungarn, Rumänien, die Slowakei, Bulgarien und Kroatien. 

Japan war zwar ebenfalls Achsenverbündeter und verübte schwere Massengräueltaten in den von Japan besetzten Gebieten in Asien und im Pazifik. Allerdings beteiligte sich Japan nicht am Holocaust. Einige europäische Juden fanden sogar Zuflucht in den japanisch besetzten Gebieten, etwa in Shanghai.

Alle europäischen Achsenverbündeten des NS-Regimes erließen eigene antisemitische Gesetze, die sich an den Nürnberger Gesetzen orientierten und mit denen die Verfolgung ihrer jüdischen Bürgerinnen und Bürger als „feindliche Rasse“ legalisiert werden sollte. 

1942 kontrollierten die Deutschen mit Unterstützung der europäischen Achsenmächte nahezu den gesamten europäischen Kontinent und die dort lebenden neun Millionen Juden. Ziel der „Endlösung“ war es, alle Juden in Europa zu ermorden. Um dieses Ziel zu erreichen, war das Regime auf die Unterstützung seiner europäischen Achsenpartner angewiesen. Jede dieser Regierungen trug zur Endlösungspolitik der Nazis bei. Rumänien und Kroatien ermordeten Juden im eigenen Land oder in den von ihnen besetzten Gebieten. Bulgarien, die Slowakei, das von den Deutschen besetzte Ungarn und Norditalien lieferten Juden zur Ermordung aus den von ihnen kontrollierten Gebieten an Deutschland aus. Die Zahl der Juden, die von den Regierungen und Truppen dieser sechs Länder in deutschen Gewahrsam übergeben oder ermordet wurden, belief sich auf mehr als 800.000. 

Die europäischen Achsenverbündeten haben auf diese Weise zum Tod von sechs Millionen Juden und zur Zerstörung jüdischer Gemeinschaften in ganz Europa beigetragen, auch wenn die „Endlösung“ der Plan der Nationalsozialisten war. Das NS-Regime war die treibende Kraft hinter dem Holocaust und somit hauptverantwortlich.

Die europäischen Verbündeten des NS-Regimes und der Holocaust

Italien

1938 verabschiedete die faschistische Regierung Italiens antisemitische Rassengesetze, die sich an den Nürnberger Rassengesetzen aus dem Jahr 1935 orientierten. Während der ersten vier Kriegsjahre des Zweiten Weltkriegs haben sich die italienischen Truppen nicht an Massenerschießungen von Juden beteiligt oder solche selbst verübt. Die italienische Regierung und das Militär weigerten sich auch, in Italien oder in italienisch besetzten Gebieten lebende Juden an die Deutschen auszuliefern. Tausende Juden flohen in italienisch besetzte Gebiete, wo sie relativ sicher waren. Die italienischen Behörden evakuierten sogar einige Juden, um sie nach Italien zu bringen. 

Im September 1943 jedoch wurde Mittel- und Norditalien von deutschen Truppen besetzt, nachdem Mussolini gestürzt worden war und sich die neue italienische Regierung den Alliierten ergeben hatte. Die Deutschen setzten Mussolini als Kopf eines Marionettenstaates ein, dessen Regierung sich im norditalienischen Salò befand. Mit formeller Genehmigung der Salò-Regierung und mit Unterstützung durch faschistische Behörden und Milizen trieben die Deutschen Tausende Juden zusammen und inhaftierten sie. 

Insgesamt deportierten die Deutschen 8.564 italienische Juden bzw. in Italien lebende ausländische Juden. Nur 1.009 kehrten zurück.

Ungarn

Ankunft ungarischer Juden in Auschwitz

Die ungarische Regierung erließ 1938 und 1941 antisemitische Rassengesetze. Nach dem Angriff auf die Sowjetunion 1941 trieben ungarische Truppen in dem von der Tschechoslowakei annektierten Gebiet mindestens 16.000 Juden zusammen und verbrachten sie in die von den Deutschen besetzte Ukraine, wo sie erschossen wurden. Im Januar 1942 erschossen ungarische Truppen mehrere Tausend Juden auf Territorium, das Ungarn zuvor von Jugoslawien annektiert hatte. Ab 1942 weigerte sich die ungarische Regierung jedoch, den wiederholten Aufforderungen der Deutschen nachzukommen und Juden zu deportieren, die in Ungarn und den von Ungarn annektierten Gebieten lebten. 

Nachdem Ungarn im März 1944 von deutschen Truppen besetzt worden war, willigte die ungarische Regierung dann doch ein, die unter ihrer Kontrolle lebenden Juden zu deportieren. Die ungarische Polizei deportierte zwischen Mitte Mai und Mitte Juli 1944 fast 440.000 Juden nach Auschwitz. Mehr als 300.000 wurden sofort ermordet. Im Oktober 1944 installierten die Deutschen eine fanatisch antisemitische Regierung in Ungarn, welche die übrigen ungarischen Juden brutal verfolgte und ermordete. Etwa 100.000 Juden fanden den Tod.

Rumänien

In Rumänien gab es schon vor der Verbündung mit dem NS-Regime antisemitische Gesetze und Gewalt gegen Juden. Nachdem rumänische Truppen im Juni 1941 an der Seite deutscher Soldaten in die Sowjetunion einmarschiert waren, begannen die Rumänen mit der Hinrichtung Zehntausender rumänischer und ukrainischer Juden. Die rumänischen Behörden haben deportierten zahlreiche weitere rumänische Juden in Ghettos und Lager, die sich in den rumänisch besetzten Gebieten der Ukraine befanden. Dort starben sie an Hunger und Krankheit. Zwischen 150.000 und 200.000 Juden kamen in den Gebieten unter rumänischer Kontrolle um. 

1942 war Rumäniens Führung unter Marschall Ion Antonescu zunehmend besorgt, dass die Achsenmächte den Krieg verlieren würden und Rumänien für die Verfolgung und Ermordung von Juden belangt werden könnte. Rumänien kam daher seiner Zusicherung nicht nach, die verbleibenden Juden in das von Deutschland besetzte Polen zu deportieren. Dadurch blieben 300.000 Juden innerhalb Rumäniens von der „Endlösung“ verschont.

Slowakei

Zwischen 1939 und 1941 verabschiedete die Slowakei eine Reihe antisemitischer Rassengesetze, den so genannten Judenkodex. Im März 1942 war die Slowakei der erste Achsenverbündete Deutschlands, der sich bereit erklärte, seine jüdische Bevölkerung zu deportieren. Zwischen März und Oktober 1942 inhaftierten die slowakische Polizei und paramilitärische Einheiten etwa 57.000 Juden in Arbeits- und Konzentrationslagern und deportierten sie in den von Deutschland besetzten Teil Polens. Nur etwa 300 überlebten den Krieg. 

Im Herbst 1942 stellte die Slowakei die Deportation der noch verbleibenden 24.000 Juden ein. Während des slowakischen Aufstands 1944 wurden mehrere Tausend slowakische Juden von den deutschen Truppen getötet und mehr als 12.000 deportiert. Mehr als 70.000 slowakische Juden wurden während des Zweiten Weltkriegs an die Deutschen ausgeliefert. Über 60.000 von ihnen wurden von den Deutschen ermordet. 

Bulgarien

Bulgarien verabschiedete seine Version der Nürnberger Rassengesetze im Januar 1941. Die Gesetze wurden von zahlreichen Bulgaren und von der orthodoxen Kirche in Bulgarien verurteilt. Im März 1943 deportierten das bulgarische Militär und Polizeitruppen, die damals Gebiete in Griechenland und Jugoslawien besetzten, 11.343 nicht bulgarische Juden aus diesen Regionen in polnische Gebiete unter deutscher Besatzung. Nahezu alle von ihnen wurden unmittelbar in Treblinka ermordet. Das Vorhaben der bulgarischen Regierung, bulgarische Juden zu deportieren, stieß auf Protest und weit verbreiteten Widerstand. Im Mai 1943 siedelte die bulgarische Regierung 20.000 Juden aus Sofia in ländliche Gebiete um, konfiszierte ihren Besitz und internierte die Männer in Zwangsarbeitslagern. Die bulgarische Regierung hat keine in Bulgarien lebenden Juden an die deutschen Behörden ausgeliefert. Dadurch haben fast alle bulgarischen Juden den Zweiten Weltkrieg überlebt. 

Kroatien

Der Unabhängige Staat Kroatien wurde am 10. April 1941 gegründet. Innerhalb von drei Wochen wurde die Verfolgung und Inhaftierung der kroatischen und bosnischen Juden in seinem Einflussgebiet initiiert. Im Sommer 1941 begannen kroatische Ustaša-Einheiten mit der Ermordung von Juden. Zwischen 20.000 und 25.000 Juden wurden von den kroatischen Behörden getötet, weitere 7.000 in Gebiete unter deutscher Kontrolle deportiert.