Antisemitismus
Der Begriff Antisemitismus wurde erst im 19. Jahrhundert geprägt. Hass gegen Juden und Judäophobie (Angst vor Juden) gehen jedoch bis in die Antike zurück und haben verschiedene Ursachen.
Wichtige Fakten
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Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit führte der religiöse Antagonismus gegenüber den europäischen Juden zu antijüdischen Gesetzen, Vertreibung und Gewalt. In weiten Teilen Europas wurden Juden auf der Basis von Regierungsmaßnahmen, Bräuchen und Gesetzen vom Rest der Bevölkerung getrennt. Man wies ihnen bestimmte Arbeiten zu und untersagte ihnen den Besitz von Land.
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Im 19. Jahrhundert wurden viele dieser Beschränkungen infolge der politischen Emanzipation aufgehoben. Allerdings hatten antijüdische Gesetze im zaristischen Russland bis 1917 Bestand.
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Die Nationalsozialisten bauten auf eine seit Jahrhunderten andauernde antijüdische Gesinnung auf, die sich auf religiöser, wirtschaftlicher und politischer Ebene bemerkbar machte. Neu war jedoch, dass sie Juden als eigene und gefährliche „Rasse“ betrachteten, die niemals in die europäische Gesellschaft integriert werden könnte.
Herkunft und Bedeutung des Begriffs
Das Wort Antisemitismus bedeutet Vorurteile gegen Juden oder Judenhass. Der Holocaust – die vom Staat geförderte Verfolgung und Ermordung europäischer Juden durch das NS-Regime und seine Kollaborateure zwischen 1933 und 1945 – ist das extremste Beispiel für Antisemitismus in der Geschichte.
Der deutsche Journalist Wilhelm Marr begründete 1879 den Begriff Antisemitismus. Er bezeichnete damit den Judenhass und auch den Hass auf verschiedene liberale, kosmopolitische und internationale politische Strömungen des 18. und 19. Jahrhunderts, die oft mit Juden in Verbindung gebracht werden. Zu den angegriffenen Entwicklungen gehörten gleiche Bürgerrechte, konstitutionelle Demokratie, Freihandel, Sozialismus, Finanzkapitalismus und Pazifismus.
Antisemitismus in der Geschichte
Der konkrete Judenhass war jedoch bereits vor der Neuzeit existent und hat den Begriff Antisemitismus nachhaltig geprägt. Zu den häufigsten Erscheinungsformen von Antisemitismus in der Geschichte gehören Pogrome. Darunter versteht man gewalttätige Ausschreitungen gegen Juden, die oftmals von der Regierung unterstützt wurden. Pogrome wurden oft durch Blutverleumdungen gerechtfertigt. Dies waren falsche Anschuldigungen, wonach Juden das Blut christlicher Kinder für rituelle Zwecke verwenden würden.
In der Neuzeit ergänzten Antisemiten ihre Hassideologie um eine politische Dimension. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden antisemitische politische Parteien in Deutschland, Frankreich und Österreich. Publikationen wie die Protokolle der Weisen von Zion erzeugten oder unterstützten auf Fälschungen aufbauende Theorien über eine angebliche jüdische Weltverschwörung. Ein wichtiger Bestandteil des politischen Antisemitismus war der Nationalismus. Dessen Anhänger bezichtigten Juden oft fälschlicherweise als illoyale Bürger.
Die fremdenfeindliche „Völkische Bewegung“ des 19. Jahrhunderts, bestehend aus deutschen Philosophen, Wissenschaftlern und Künstlern, sahen den jüdischen Glauben als fremd für das Deutschtum an und prägte das Bild von Juden als „nicht Deutsche“. Theoretiker der Rassenanthropologie untermauerten diese Auffassung durch pseudowissenschaftliche Begründungen. Die im Jahre 1919 gegründete und von Adolf Hitler geführte Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) gab den rassistischen Theorien eine politische Grundlage. Die steigende Popularität der NSDAP ging zum Teil auf die Verbreitung antijüdischer Propaganda zurück. Millionen Menschen kauften Hitlers Buch Mein Kampf, in dem er die Beseitigung der Juden aus Deutschland forderte.
Nationalsozialistischer Antisemitismus
Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 ordnete die Partei antijüdische Wirtschaftsboykotte an, inszenierte Bücherverbrennungen und erließ diskriminierende antijüdische Gesetze. 1935 wurden die Nürnberger Gesetze erlassen, in denen Juden auf Basis ihrer genetischen Abstammung als Rasse definiert wurden. Sie sahen die vollständige Trennung zwischen so genannten „Ariern“ und „Nichtariern“ vor und verliehen der Rassenhierarchie damit eine gesetzliche Grundlage.
In der Nacht des 9. November 1938 zerstörten die Nationalsozialisten Synagogen und Schaufenster jüdischer Geschäfte in ganz Deutschland und Österreich. Die Ereignisse gingen als Kristallnacht oder Pogromnacht in die Geschichte ein. Sie kennzeichneten den Übergang in eine Ära der Vernichtung, in deren Verlauf Völkermord der einzige Schwerpunkt des nationalsozialistischen Antisemitismus werden sollte.