
Martin Weiss
Geboren: 28. Januar 1929
Veľká Poľana, Tschechoslowakei
Martin wurde als eines von neun Kindern orthodoxer jüdischer Eltern in Veľká Poľana geboren, einem ländlichen Dorf in den Karpaten. Sein Vater besaß einen Bauernhof und eine Fleischerei, seine Mutter kümmerte sich um die Kinder und den Haushalt. Alle Familienmitglieder halfen bei der Versorgung der Pferde und Kühe.
1933-1939: Martin besuchte die tschechoslowakischen Schulen seines Dorfes, die recht fortschrittlich waren. Wie viele andere Kinder freute auch er sich darauf, das provinzielle Leben in Veľká Poľana hinter sich zu lassen. Als das NS-Regime und seine Verbündeten die Tschechoslowakei in den Jahren 1938-1939 zersplitterten, veränderte sich sein Leben von Grund auf. Veľká Poľana wurde von ungarischen Truppen besetzt, und es wurden diskriminierende Gesetze gegen Juden erlassen. Die tschechoslowakischen Schulen wurden geschlossen, die Schüler mussten Ungarisch lernen. Den Dorfbewohnern missfielen die neuen Machthaber. Die demokratischen Freiheiten, die sie in der Tschechoslowakei genossen hatten, wurden ihnen sukzessive entzogen.
1940-1944: Nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion im Jahr 1941 verschlechterte sich die Lage in Veľká Poľana. Ungarn war Verbündeter des NS-Regimes und beteiligte sich an der Invasion. Zwei von Martins älteren Brüdern wurden in ungarische Zwangsarbeiterbataillone eingezogen. Die Familie erfuhr, dass einige Juden aus der Gegend in die von Deutschland besetzte Ukraine deportiert worden waren, wo sie bei Massenerschießungen getötet wurden. Im März 1944 besetzten die Deutschen Ungarn. Einige Wochen später transportierten ungarische Gendarmen die jüdischen Dorfbewohner, darunter auch Martins Familie, in das Durchgangsghetto Munkács. Im Mai wurden sie in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie einer „Selektion“ unterzogen wurden. Martin, sein Vater, sein Bruder, zwei Schwestern und zwei Onkel wurden zur Zwangsarbeit ausgewählt. Martins andere Familienmitglieder, darunter seine Mutter und zwei jüngere Schwestern, wurden in die Gaskammern geschickt. Martin und sein Vater kamen in das Konzentrationslager Mauthausen und anschließend in das Außenlager Melk, wo sie für den Bau einer Stollenanlage eingeteilt wurden. Sein Vater verstarb dort.
Martin wurde im Mai 1945 in Gunskirchen, einem Außenlager von Mauthausen, von US-Truppen befreit. Er kehrte in die Tschechoslowakei zurück, wo er einige überlebende Familienangehörige wiederfand. Im Jahr 1946 wanderten Martin und zwei seiner Geschwister in die Vereinigten Staaten aus.