Jewish women and girls wearing the compulsory yellow badge.

Antisemitismus und der Holocaust

Als Antisemitismus oder Judenfeindlichkeit bezeichnet man Vorurteile oder Hass gegenüber Juden. Der Antisemitismus veranlasste die Nationalsozialisten dazu, jüdische Menschen ins Visier zu nehmen und den Völkermord zu begehen, der heute als Holocaust bekannt ist.

Adolf Hitler und die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei NSDAP waren antisemitisch. Das bedeutet, dass sie Juden hassten. Der Antisemitismus der Nationalsozialisten war extrem. Er beruhte auf der falschen Vorstellung, dass Juden eine separate und minderwertige Abstammung hätten. Der Antisemitismus veranlasste die Nationalsozialisten dazu, jüdische Menschen ins Visier zu nehmen und den Völkermord zu begehen, der heute als Holocaust bekannt ist. Der Holocaust (1933–1945) war die organisierte Verfolgung und Ermordung von sechs Millionen europäischen Juden durch die nationalsozialistische deutsche Regierung und ihre Verbündeten und Helfer.

Doch der Antisemitismus begann nicht erst mit den Nationalsozialisten. Vorurteile gegen Juden gab es schon fast 2000 Jahre vor dem Holocaust. In Europa hatte der Antisemitismus jahrhundertelang zu Diskriminierung und Gewalt gegen jüdische Menschen geführt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren viele antisemitische Ideen in Deutschland und anderen europäischen Gesellschaften weit verbreitet. Dieser Hass machte den Holocaust möglich. 

Was ist Antisemitismus?  

Antisemitismus ist der Hass auf oder das Vorurteil gegenüber jüdischen Menschen. Antisemitisch zu sein bedeutet, eine negative oder feindselige Einstellung gegenüber jüdischen Menschen zu haben, nur weil sie Juden sind. Antisemitismus basiert auf Stereotypen, Lügen, Verschwörungstheorien und falschen Vorstellungen über Juden und die jüdische Religion (Judentum).

Die wichtigsten Dinge, die man über Antisemitismus wissen sollte, sind: 

  1. Antisemitismus gibt es bereits sehr lange. Menschen haben seit Tausenden von Jahren Vorurteile gegenüber Juden und dem Judentum. Die Wurzeln des Antisemitismus reichen bis in die Antike und das frühe Christentum zurück. In der Vergangenheit verbreiteten viele christliche Kirchen antisemitische Ideen als Teil ihrer religiösen Lehren, doch die meisten tun dies heute nicht mehr. 
  2. Antisemitismus ist weit verbreitet. Antisemitische Vorurteile gibt es überall auf der Welt. Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Hintergründe, Religionen und politischer Zugehörigkeiten schenken antisemitischen Ideen Glauben, obwohl diese falsch sind.
  3. Es gibt viele verschiedene Vorurteile und Stereotypen über Juden. Einige antisemitische Stereotypen beruhen auf religiösen Überzeugungen. Andere beruhen auf wirtschaftlichem Wettbewerb, extremem Nationalismus oder Rassismus. Antisemitisches Gedankengut stellt jüdische Menschen oft als Außenseiter oder Fremde dar, die nicht dazugehören.   
  4. In antisemitischen Verschwörungstheorien werden oft alle jüdischen Menschen als gefährlich oder böse dargestellt. Viele dieser Theorien behaupten, dass Juden enorme Macht über die Wirtschaft, die Medien oder Hollywood haben. Einige behaupten, dass Juden Teile der Welt oder die ganze Welt kontrollieren wollen. Keiner dieser Vorwürfe entspricht den Tatsachen. 
  5. Der Antisemitismus ist nach dem Holocaust nicht verschwunden und stellt auch weiter eine Gefahr dar. Antisemitismus kann zu wirtschaftlicher und sozialer Diskriminierung und Ausgrenzung führen. Er kann auch zu Massengewalt und Völkermord eskalieren.

Wie wurden Juden in Europa vor dem Holocaust diskriminiert? 

Über Jahrhunderte hinweg waren Juden in vielen europäischen Königreichen, Weltreichen und Ländern eine Minderheit. Sie wurden auf einem überwiegend christlichen Kontinent als Außenseiter angesehen. Während eines Großteils der europäischen Geschichte wurden Juden in Europa diskriminiert und benachteiligt. Sie wurden anders und ungerecht behandelt, nur weil sie Juden waren. 

Seit dem Mittelalter erlegten verschiedene Autoritäten in Europa den jüdischen Menschen Beschränkungen auf. Diese Beschränkungen wurden durch Gesetze, Verordnungen und offizielle Richtlinien durchgesetzt. Beispielsweise haben die Autoritäten: 

  • die Arten von Berufen eingeschränkt, die Juden ausüben durften; 
  • die Wohnorte von Juden beschränkt, indem sie beispielsweise vorschrieben, dass sie in separaten Stadtgebieten, sogenannten Ghettos, leben mussten;  
  • Juden aus Ländern oder Gebieten vertrieben;
  • es Juden verboten, Land zu besitzen;
  • Juden zur Zahlung zusätzlicher Steuern verpflichtet und 
  • Juden dazu gezwungen, Kennzeichnungen auf ihrer Kleidung (wie gelbe Kreise oder gelbe Davidsterne) oder besondere Kleidung (wie gelbe Kleidung oder spezielle Hüte) zu tragen.

In den Jahrhunderten vor dem Holocaust war Antisemitismus in vielen europäischen Gesellschaften ein weit verbreitetes Vorurteil. Nichtjüdische Menschen behandelten jüdische Menschen oft anders. Antisemitische Einzelpersonen oder Gruppen diskriminierten Juden durch:

  • die Weigerung, jüdische Menschen in Restaurants, Geschäften, Hotels oder anderen Geschäftsräumen zu bedienen;
  • die Weigerung, jüdische Mitarbeiter einzustellen
  • das Verbot für jüdische Schüler, bestimmte Schulen und Universitäten zu besuchen;
  • die Verweigerung der Aufnahme von Juden in gesellschaftliche oder berufliche Vereine;
  • die Behauptung, alle jüdischen Menschen sähen gleich aus oder verhielten sich auf die gleiche Weise;
  • die Verwendung abwertender Ausdrücke oder das Erzählen von Witzen über Juden auf Grundlage negativer Stereotype;
  • die Verbreitung antisemitischer Lügen und Verschwörungstheorien in der Presse und in den Medien

Antisemitismus führte oft dazu, dass Menschen Juden und jüdische Einrichtungen gewaltsam angriffen. Dazu gehörten:

  • die Schändung jüdischer Gotteshäuser (Synagogen), jüdischer Friedhöfe oder jüdischer Schulen;
  • das Schlagen, Angreifen oder Töten von Einzelpersonen allein aufgrund ihrer jüdischen Herkunft;
  • Angriffe auf jüdische Gemeinden während antisemitischer Ausschreitungen (manchmal als Pogrome bezeichnet), die häufig mehrere Todesopfer forderten.

Diese gewalttätigen Aktionen setzten sich während des Holocaust fort, als die Nationalsozialisten und ihre Kollaborateure ihr Programm zur Ermordung der europäischen Juden umsetzten.

Warum hassten Hitler und die Nationalsozialisten die Juden? 

Adolf Hitler und die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei NSDAP hassten die Juden. Sie griffen auf jahrhundertealte negative Vorstellungen über jüdische Menschen zurück.

Die Nationalsozialisten propagierten zudem eine neuere Form des Antisemitismus, den sogenannten rassistischen Antisemitismus. Diese Art von Antisemitismus definierte Juden nach ihrer Abstammung, nicht nach ihrer Religion. Die Nationalsozialisten glaubten, dass Juden einer eigenen „Rasse“ angehörten. Sie behaupteten, die „jüdische Rasse“ sei minderwertig und eine Bedrohung für Deutschland. Dieser falsche und voreingenommene Glaube war die Grundlage für die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten.

Die Nationalsozialisten verbreiteten antisemitische Verschwörungstheorien. Sie übernahmen die gängige antisemitische Praxis, Juden fälschlicherweise für die Probleme der Gesellschaft verantwortlich zu machen. Die Nationalsozialisten machten die Juden für die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg (1914–1918), für den Kommunismus und für die wirtschaftlichen Probleme Deutschlands verantwortlich. Sie behaupteten, alle Juden seien eine Bedrohung für Deutschland und müssten vernichtet werden. 

Wie setzten die Nationalsozialisten den Antisemitismus in die Praxis um?  

Die nationalsozialistische deutsche Regierung diskriminierte jüdische Menschen von dem Moment an, als Adolf Hitler 1933 an die Macht kam. Die antijüdische Politik der Nationalsozialisten wurde mit der Zeit immer radikaler. Während des Zweiten Weltkrieges (1939–1945) verfolgten und ermordeten die Nationalsozialisten Millionen von Juden in ganz Europa. 

Während der gesamten NS-Zeit isolierten und schlossen die Nationalsozialisten und ihre Helfer jüdische Menschen auf verschiedene Weise aus. Oft bedienten sie sich altbewährter antisemitischer Praktiken wie der oben aufgeführten. Die nationalsozialistische Version dieser seit Langem bestehenden Maßnahmen umfasste: 

  • die Verbreitung von Lügen über Juden in Zeitungen, im Radio und anderen Medien;
  • die Verabschiedung von Gesetzen, die Juden von vielen Berufen ausschlossen;
  • die Verweigerung der vollen deutschen Staatsbürgerschaft für Juden; 
  • die Organisation eines Boykotts jüdischer Geschäfte; 
  • den Ausschluss jüdischer Schüler aus Schulen; 
  • die Brandstiftung an jüdischen Gotteshäusern (Synagogen); 
  • den Diebstahl des Eigentums von Juden, einschließlich ihrer Häuser und Geschäfte; 
  • körperliche Angriffe auf jüdische Menschen;
  • die Verpflichtung für Juden, besondere Kennzeichen zu tragen, oft einen gelben Stern; 
  • die Vertreibung von Juden aus ihren Häusern und
  • die Zwangsansiedlung jüdischer Menschen in separaten Stadtteilen, sogenannten Ghettos. 

Doch die Nationalsozialisten eskalierten antisemitische Praktiken in einer beispiellosen Dimension. Während des Zweiten Weltkriegs führten sie einen organisierten, von der NS-Regierung geplanten Völkermord durch und begingen in ganz Europa Gräueltaten gegen jüdische Menschen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Zu diesen Gräueltaten gehörten:  

  • die Inhaftierung ganzer jüdischer Gemeinden unter brutalen und unhygienischen Bedingungen, die zum Tod durch Hunger, Krankheit, Unterkühlung und Erschöpfung führten;
  • die Erschießung jüdischer Menschen in Massenhinrichtungen und 
  • die Ermordung von Juden mit Giftgas in Vernichtungslagern. 

Während des Holocaust nutzten die Nationalsozialisten den seit Langem bestehenden Antisemitismus in Deutschland und ganz Europa aus. Sie fanden auf dem gesamten Kontinent bereitwillige Helfer, von verbündeten Regierungen über Institutionen bis hin zu einzelnen Kollaborateuren. Antisemitische Vorstellungen motivierten damals vermutlich viele Menschen dazu, tatenlos zuzusehen oder sich anzuschließen, als die Nationalsozialisten ihre mörderischen Ziele verfolgten. 

Die Nationalsozialisten und ihre Verbündeten und Helfer ermordeten zwei Drittel der europäischen Juden.

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