Paula Garfinkel
Geboren: 3. Dezember 1920
Lodz, Polen
Paula war eines von vier Kindern einer religiösen jüdischen Familie in Lodz, einer Industriestadt mit einer großen jüdischen Bevölkerung. Als Kind besuchte Paula öffentliche Schulen und hatte dreimal pro Woche zu Hause Unterricht in jüdischer Religion. Ihr Vater besaß ein Möbelgeschäft.
1933-39: Paula, ihre Brüder und Schwestern verbrachten viel Zeit im Clubhaus ihrer zionistischen Gruppe, Gordonia, die an humanistische Werte, jüdische Eigenständigkeit und an den Aufbau einer jüdischen Heimat in Palästina glaubte. Paula beschäftigte sich gern mit Handarbeiten und strickte, häkelte und nähte viel. Im September 1939 besuchte sie die weiterführende Schule, doch mit der Invasion Polens durch die Deutschen, die Lodz am 8. September belagerten, nahm ihre Schulausbildung ein plötzliches Ende.
1940-44: Anfang 1940 wurde Paulas Familie gewaltsam in das Ghetto Lodz verlegt, wo ihnen für alle sechs ein Raum zugewiesen wurde. Essen war das Hauptproblem. In der Frauenkleidungsfabrik, in der Paula arbeitete, bekam sie wenigstens eine Suppe zum Mittagessen. Aber ihre Familie brauchte dringend mehr Nahrung für ihren jüngeren Bruder, der sehr krank war und innere Blutungen hatte. Ein Fenster der Fabrik blickte auf ein Kartoffelfeld. Sie wusste, dass sie erschossen werden würde, wenn sie erwischt würde. Dennoch schlich sie sich eines Nachts auf das Feld, grub so viele Kartoffeln wie möglich aus und rannte nach Hause.
1944 wurde Paula als Zwangsarbeiterin nach Bremen deportiert. Sie wurde 1945 im Lager Bergen-Belsen befreit. Nach dem Krieg wanderte sie in die USA aus.