Die Ostfront: Krieg gegen die Sowjetunion
Am 22. Juni 1941 fielen die deutsche Wehrmacht und ihre Verbündeten in die Sowjetunion ein. Schnell wurden weite sowjetische Gebiete erobert. Die deutschen Truppen führten einen „Vernichtungskrieg“ gegen die Sowjetunion und deren Bevölkerung, dem Millionen von Zivilisten zum Opfer fielen. Am Ende gelang es dem sowjetischen Militär jedoch, die deutschen Truppen zurückzudrängen und im Frühjahr 1945 Berlin einzunehmen. Der deutsch-sowjetische Kriegsschauplatz, die so genannte „Ostfront“, war einer der größten und tödlichsten des Zweiten Weltkriegs.
Wichtige Fakten
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Adolf Hitler plante von Anfang an, die Sowjetunion zu vernichten, um die eroberten Gebiete als Lebensraum für Deutsche zu nutzen.
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Der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion verfolgte das klare Ziel, Millionen von Zivilisten zu töten. Die Umsetzung der „Endlösung“ begann mit der systematischen Ermordung von Juden hinter der Ostfront.
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Die Kämpfe und Verluste der deutschen Wehrmacht an der Ostfront hatten Deutschland am Ende jedoch anfällig für Invasionen durch die Alliierten in Italien und Frankreich gemacht, welche schließlich zur endgültigen Niederlage Deutschlands führten.
Die Sowjetunion (UdSSR)
Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR), oft auch als Sowjetunion bezeichnet, wurde 1922 offiziell als Staat gegründet. Sie war eine kommunistische Diktatur mit Sitz in Moskau. Der während des Zweiten Weltkriegs amtierende Diktator der UdSSR war Josef Stalin.
Die Sowjetunion entstand als Ergebnis des Zusammenbruchs des Russischen Kaiserreichs und des Russischen Bürgerkriegs (1917–1922). Im Februar 1917 wurde die Zarenherrschaft in Russland im Zuge der sogenannten Februarrevolution beendet. Das Kaiserreich wurde durch eine provisorische Regierung ersetzt. Der Revolution folgte im Oktober 1917 ein Staatsstreich, in dessen Verlauf Vladimir Lenin und die Bolschewiki die Macht an sich rissen. 1918 wurde die Bolschewikische Partei umbenannt in Kommunistische Partei. Der Putsch der Bolschewiken löste einen Bürgerkrieg aus, an dessen Ende die Kommunisten die Kontrolle über den Großteil des ehemaligen Russischen Reichs erlangt hatten. Das sowjetische Gebiet umfasste unter anderem Russland, die Ukraine und Belarus.
Die UdSSR strebte im Namen der internationalen Arbeiterklasse eine weltweite kommunistische Revolution an. In nahezu allen Ländern der industrialisierten Welt gab es kommunistische Bewegungen. Viele dieser Bewegungen orientierten sich als Leitbild an der Sowjetunion, dem damals einzigen kommunistischen Staat. Ziel der Kommunisten war die Eliminierung sämtlicher nationaler, sozialer und wirtschaftlicher Unterschiede in der Gesellschaft. Auch die institutionalisierte Religion sollte abgeschafft werden. Da nicht damit gerechnet werden konnte, dass einflussreiche Eliten in einer Gesellschaft ihre Macht freiwillig aufgeben würden, agitierten die Kommunisten für eine gewaltsame Revolution. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es in Deutschland und einigen anderen europäischen Staaten zu gewaltsamen kommunistischen Aufständen. Diese trugen dazu bei, dass die Sowjetunion weltweit als ernsthafte Bedrohung wahrgenommen wurde, insbesondere von den Mitgliedern etablierter Religionen und der Mittel- und Oberschicht, Anhängern der liberalen Demokratie, Kapitalisten, Nationalisten und Faschisten.
Die Sowjetunion aus Sicht der Nazis
Seit der Entstehung der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland wurde die Sowjetunion als Feind porträtiert, mit dem ein Machtkampf unausweichlich war. Die Haltung der Nationalsozialisten gegenüber der Sowjetunion fußte auf drei Grundelementen der NS-Rassenideologie.
- Hitler betrachtete die Gebiete der Sowjetunion als prädestinierten Lebensraum der Deutschen. Er sah es als Notwendigkeit für Deutschland an, diese Gebiete zu erobern und Deutsche dort anzusiedeln, damit die „deutsche Rasse“ den ständigen Überlebenskampf gegen andere Rassen endlich gewinnen könne.
- Die Nationalsozialisten waren davon überzeugt, dass die Juden den bolschewikischen Kommunismus geschaffen hätten und als Instrument nutzen würden, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Sie bezeichneten den Kommunismus daher oft auch als Judäo-Bolschewismus. Die Nationalsozialisten betrachteten die Eroberung der Sowjetunion als notwendigen Schritt, um den jüdischen Einfluss weltweit zu unterbinden.
- Sie vertraten die Auffassung, dass die Slawen und andere ethnische Gruppen in der Sowjetunion „rassisch minderwertig“ und damit ein natürlicher Feind der „deutschen Rasse“ seien.
In den ersten sechs Jahren der NS-Herrschaft wurde die Sowjetunion in der NS-Propaganda massiv angegriffen. Privat sprach Hitler wiederholt von einem zukünftigen Konflikt. Dennoch ging Deutschland 1939 zunächst eine strategische Kooperation mit der Sowjetunion ein. Diese vorübergehende Kehrtwende war jedoch nichts anderes als eine taktische Entscheidung Hitlers, mit der er sich die erforderliche Rückendeckung im Osten verschaffte, um in Polen einfallen und Großbritannien und Frankreich bezwingen zu können.
Deutsch-sowjetische Beziehungen, 1939–1941
Im Sommer 1939 bekämpften sich das Kaiserreich Japan und die Sowjetunion ohne offizielle Kriegserklärung in der Mandschurai. Im August desselben Jahres begrüßte Stalin daher das deutsche Paktangebot. Genau wie Hitler wollte Stalin einen Zweifrontenkrieg vermeiden. Er hegte außerdem die Hoffnung, dass ein Krieg zwischen Deutschland, Großbritannien und Frankreich alle drei Nationen schwächen und somit anfällig für kommunistische Aufstände machen würde, die von der Sowjetunion gelenkt und unterstützt würden.
Am 23. August 1939 unterzeichneten Deutschland und die Sowjetunion den deutsch-sowjetischen Pakt, den so genannten Nichtangriffspakt. Eine weitere Bezeichnung lautet Molotow-Ribbentrop-Pakt, nach den beiden Außenministern, die den Pakt ausgehandelt haben. Der Nichtangriffspakt bestand aus zwei Teilen: einem offiziellen und einem geheimen Zusatzprotokoll. Der offizielle Teil war der eigentliche Nichtangriffspakt, in dem sich die beiden Länder dazu verpflichteten, sich für eine Dauer von 10 Jahren gegenseitig nicht anzugreifen. In dem geheimen Zusatzprotokoll sicherten sich die Unterzeichner Einflussbereiche in Osteuropa und beschlossen in dem Rahmen, Polen zu teilen.
Abgesichert durch den deutsch-sowjetischen Pakt konnte die deutsche Wehrmacht am 1. September 1939 Polen angreifen, ohne die Intervention der Sowjetunion befürchten zu müssen. Nachdem Großbritannien und Frankreich fünf Monate zuvor zugesichert hatten, die Grenzen Polens zu schützen, erklärten die beiden Staaten Deutschland zwei Tage später den Krieg. Diese Ereignisse kennzeichneten den Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Im Einklang mit dem geheimen Zusatzprotokoll besetzte und annektierte die Sowjetunion im Herbst 1939 das östliche Polen. Am 30. November 1939 griff die Sowjetunion Finnland an. Nach viermonatigem Krieg annektierten die Sowjets die finnischen Grenzgebiete, insbesondere das Gebiet bei Leningrad (St. Petersburg). Im Sommer 1940 besetzten und annektierten sie die baltischen Staaten und eroberten die rumänischen Provinzen Nordbukowina und Bessarabien.
Deutschland plant den Angriff
Im Juli 1940 waren Dänemark, Norwegen, Belgien und die Niederlande bereits von Deutschland besetzt. Frankreich war ebenfalls besiegt. Großbritannien kämpfte weiter, dennoch sah Hitler den Zeitpunkt gekommen, die Sowjetunion einzunehmen. Hitler und seine militärischen Berater waren überzeugt, dass die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion schnell besiegen und anschließend eine unanfechtbare Position innerhalb Europas einnehmen würde.
Deutsche Diplomaten führten entsprechende Verhandlungen, um die Bindungen Deutschlands in Südosteuropa zu festigen. Im November 1940 traten Ungarn, Rumänien und die Slowakei als Verbündete der aus Deutschland und Italien bestehenden Achse bei. Am 18. Dezember 1940 unterzeichnete Hitler „Weisung Nr. 21“ (Codename „Unternehmen Barbarossa“), den ersten operativen Befehl für den Überfall auf die Sowjetunion. Im Frühjahr 1941 weihte Hitler seine europäischen Verbündeten in seine Invasionspläne ein.
Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion
Hitler und seine militärischen Berater planten das Unternehmen Barbarossa als „Blitzkrieg“, der die sowjetische Rote Armee binnen weniger Wochen vernichten sollte. Ursprünglich war die Invasion für Mai vorgesehen. Die einmonatige Verschiebung sollte Deutschland genügend Zeit einräumen, seine südliche Flanke zu sichern, indem es Griechenland und Jugoslawien eroberte.
Am 22. Juni 1941, weniger als zwei Jahre nach Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts, fielen deutsche Truppen in sowjetisches Gebiet ein. Das Unternehmen Barbarossa gilt als eine der größten militärischen Operationen in der Geschichte der Kriegführung. Drei Armeegruppen, die sich aus mehr als drei Millionen deutschen Soldaten zusammensetzten, erhielten schon bald Verstärkung durch mehr als eine halbe Million Soldaten der deutschen Verbündeten (Finnland, Rumänien, Italien, Slowakei und Kroatien). Gemeinsam griffen sie die Sowjetunion auf breiter Front an, welche sich von der Ostsee im Norden bis zum Schwarzen Meer im Süden erstreckte.
Monatelang hatte sich Stalin geweigert, den Warnungen Großbritanniens und der USA in Bezug auf einen bevorstehenden deutschen Angriff Glauben zu schenken. Deutschland profitierte dadurch von einem nahezu perfekten taktischen Überraschungseffekt. Die sowjetische Armee war zunächst überwältigt. Millionen sowjetischer Soldaten waren eingekesselt. Abgeschnitten von Versorgung und Verstärkung hatten die Sowjets kaum eine andere Wahl, als sich zu ergeben. Nach nur dreiwöchigem Kampfgeschehen waren sich Hitler und seine militärischen Berater sicher, dass der vollständige Sieg über die Sowjetunion kurz bevorstehe.
Vernichtungskrieg
Hitler und die Wehrmacht planten die Kampagne gegen die Sowjetunion als „Vernichtungskrieg“ gegen die „jüdisch-bolschewistische“ Kommunistenregierung und die sowjetischen Bürger, insbesondere gegen die Juden. Die Befehlshaber der Wehrmacht wiesen ihre Soldaten an, die Regeln der Kriegführung hinsichtlich des Schutzes von Zivilisten zu ignorieren und „ohne Gnade“ gegen den Feind vorzugehen.
Die Militärplanung sah vor, dass die Wehrmacht sich das Land zunutze machen sollte, um unabhängig von der Versorgung aus Deutschland zu sein. Sie nahmen in Kauf, dass dies für Millionen von Zivilisten den Hungertod bedeuten würde.
Akte des Widerstands wurden von der Wehrmacht mit Kollektivstrafen gegen Zivilisten geahndet. Häufig bedeutete dies, dass ganze Dörfer abgebrannt und ihre Bewohner ermordet wurden.
Massenerschießungen hinter der Ostfront
In Vorbereitung des Vernichtungskriegs verhandelten Beamte des Oberkommandos des Heeres (OKH) und des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) über den Einsatz von SS-Einsatzgruppen hinter der Front. Zielsetzung waren Massenerschießungen von Juden, Kommunisten und anderen Personen, die mit Blick auf die Etablierung einer langfristigen deutschen Herrschaft auf sowjetischem Gebiet als gefährlich eingestuft wurden. Die Einsatzgruppen waren spezielle Einheiten der Sicherheitspolizei (Sipo) und des Sicherheitsdienstes (SD). Die oft auch als „mobile Tötungseinheiten“ bezeichneten Truppen wurden unmittelbar hinter den Frontlinien eingesetzt. Zusammen mit anderen Einheiten der SS und der Polizei und mit der Unterstützung durch die Wehrmacht und lokale Hilfskräfte erschossen sie bis Ende 1941 weit über eine halbe Million Zivilisten. Der Großteil der Opfer waren jüdische Männer, Frauen und Kinder. Der systematische Massenmord an Juden während des Angriffs auf die Sowjetunion war der Beginn der „Endlösung“, in deren Rahmen alle Juden in Europa vernichtet werden sollten.
Massenmord an sowjetischen Kriegsgefangenen
Die Vernichtungspolitik der Deutschen richtete sich auch gegen sowjetische Soldaten, die sich im Kampf ergeben hatten. Die Wehrmacht pferchte Millionen sowjetischer Kriegsgefangener in provisorischen Lagern ein, in denen es kaum Schutz, Lebensmittel oder Wasser gab, wenn überhaupt. Zahlreiche Kriegsgefangene starben durch Hunger und Epidemien. Hunderttausende sowjetische Kriegsgefangene wurden von der Wehrmacht an die SS übergeben. Die Gefangenen wurden von der SS exekutiert oder mussten sich in Konzentrationslagern zu Tode arbeiten. Bis Februar 1942, also weniger als acht Monate nach Beginn des Angriffs, waren bereits zwei Millionen sowjetische Soldaten in deutscher Gefangenschaft gestorben.
Stellungskrieg
Anfang September 1941 hatten es deutsche Truppen im Norden bis vor die Tore Leningrads geschafft. Im Zentrum hatten sie Smolensk und im Süden Dnipropetrowsk eingenommen. Anfang Dezember erreichten deutsche Einheiten die Vororte Moskaus. Mit Einsetzen des Winters jedoch stagnierte der Vormarsch der Deutschen.
Nach Monaten des Feldzugs waren die Soldaten der Wehrmacht erschöpft. Die militärischen Planer hatten auf einen schnellen sowjetischen Zusammenbruch gesetzt und es daher versäumt, die Truppen für den Winterkrieg auszurüsten. Hinzu kam, dass die deutschen Truppen zuvor schnell vorangekommen waren und sich dadurch ihre Versorgungswege abgeschnitten hatten, die angesichts der enormen geografischen Entfernungen (zwischen Moskau und Berlin sind es ca. 1.600 km Luftlinie) leicht angreifbar waren.
Im Dezember 1941 startete die Sowjetunion eine groß angelegte Gegenoffensive gegen die Heeresgruppe Mitte, in deren Verlauf die Deutschen schließlich den Rückzug aus Moskau antraten. Den Deutschen gelang es zwar, nachfolgende sowjetische Offensiven im nördlichen und südlichen Bereich der Front abzuwehren, jedoch dauerte es fast zwei Monate, bis sie die Front östlich der Stadt Smolensk wieder stabilisiert hatten. Nach erfolgter Neuaufstellung planten sie, erneut in die Offensive zu gehen.
Der Blitzkrieg hatte seinen Zweck zwar verfehlt, dennoch war die deutsche Führung davon überzeugt, dass die Sowjetunion kurz vor dem Zusammenbruch stehe. Sie gingen davon aus, dass das Land nahezu alle seine Ressourcen erschöpft haben dürfte und dass die verdrossenen sowjetischen Bürger sicherlich nicht bereit wären, ihr Leben für Stalin zu opfern. Tatsächlich gab es einige Menschen in den von der Wehrmacht eingenommenen Gebieten, welche die Deutschen zunächst als Befreier betrachteten.
Im Winter 1941–1942 verlegten die Sowjets jedoch Fabriken nach Osten, um dort die Produktion von Flugzeugen, Panzern und anderen Waffen massiv zu steigern. Großbritannien und die USA unterstützten diese Maßnahmen durch Materiallieferungen. Mittlerweile spielten die Massenmorde der Deutschen Stalins Glaubwürdigkeit in die Hände. Er argumentierte, dass das Überleben der Bürger von deren Fähigkeit abhinge, die deutschen Angreifer zurückzudrängen. Hinzukam, dass Soldaten der Roten Armee, die sich für den Rückzug entschieden, von der sowjetischen Sicherheitspolizei (NKVD) exekutiert wurden. Die sowjetischen Soldaten hatten also die Wahl, sich zu ergeben und in einem deutschen Lager zu verhungern oder den Rückzug anzutreten und erschossen zu werden. In Anbetracht ihrer aussichtslosen Lage entschieden sich die meisten, bis zum Tod zu kämpfen.
Die Ostfront, 1942–1944
1942–1943
Im Sommer 1942 starteten Deutschland und seine Verbündeten einen massiven Angriff im Süden und Südosten in Richtung des Industriestandorts Stalingrad an der Wolga und in Richtung der kaukasischen Ölfelder. Die deutsche Militärführung war sich sicher, dass die Einnahme der Ölfelder die sowjetischen Kriegsmaßnahmen zum Erliegen bringen und sicherstellen würde, dass Deutschland und Italien über genügend Treibstoff verfügten, um die Offensive an allen Fronten und auf See fortzusetzen. Für Hitler hätte die Einnahme der nach Josef Stalin benannten Stadt nicht nur einen großen symbolischen, sondern auch strategischen Sieg bedeutet.
Im September 1942 hatte Deutschland den Höhepunkt seines militärischen Erfolgs erreicht. Das Land beherrschte Europa von Frankreich im Westen bis zur Wolga im Osten, vom Polarkreis in Norwegen bis nach Nordafrika. In den drei Jahren seit es den Zweiten Weltkrieg ausgelöst hatte, hatte Deutschland keine einzige nennenswerte militärische Niederlage erlitten.
Der November brachte jedoch zwei wesentliche Wendungen im Kriegsverlauf. Am 8. November, als deutsche Militärs offenbar kurz vor der Einnahme Stalingrads standen, landeten amerikanische und britische Truppen in Nordafrika. Um diese zu bekämpfen, zog Hitler Truppen, Waffen und Flugzeuge von der Ostfront ab. Am 19. November ging die sowjetische Armee zum Gegenangriff gegen deutsche und rumänische Truppen über, die versuchten, Stalingrad einzunehmen. In weniger als einer Woche gelang es den Sowjets, den Feind einzukesseln, einschließlich der gesamten 6. Armee der Wehrmacht. Es folgten zwei weitere Monate erbitterter Kämpfe, in deren Verlauf beide Seiten schwere Verluste hinnehmen mussten. Die überlebenden deutschen Soldaten ergaben sich zwischen dem 31. Januar und 2. Februar 1943.
Die deutsche Niederlage sowie der Tod bzw. die Gefangenschaft von einer Viertelmillion Soldaten bei Stalingrad schockierte die deutsche Öffentlichkeit. Ihr Vertrauen darin, dass Deutschland den Krieg noch gewinnen könne, war zutiefst erschüttert. Die Kämpfe an der Ostfront hatten die menschlichen und militärischen Ressourcen Deutschlands extrem beansprucht. An Aufrüstung war jedoch nicht mehr zu denken, da zahlreiche deutsche Großstädte infolge der Bombardierungskampagne der westlichen Alliierten mittlerweile in Trümmern lagen.
1943–1944
Im Juli 1943 starteten die Deutschen in der Nähe von Kursk eine letzte Großoffensive. Die Sowjets waren allerdings über die Pläne der Deutschen informiert und besiegten die Wehrmachttruppen innerhalb weniger Tage. Zur gleichen Zeit landeten westliche Alliierte in Sizilien. Die Deutschen sahen sich gezwungen, Truppen an die neue Front zu entsenden. Ab diesem Moment begann der allmähliche Rückzug der Wehrmacht an der Ostfront. Weitere Offensiven wurden nicht mehr unternommen.
Bis zum Ende des Jahres 1943 hatten sowjetische Truppen die Deutschen aus weiten Teilen der Ukraine und nahezu aus dem gesamten russischen Gebiet und dem östlichen Belarus zurückgedrängt. Kurz nachdem die westlichen Alliierten im Juni 1944 erfolgreich in der französischen Normandie gelandet waren, starteten die Sowjets eine weitere Großoffensive. Im Zuge der erfolgreichen Kampagne übernahm die Rote Armee die Kontrolle über das restliche Belarus und die Ukraine, den Großteil der baltischen Staaten und das östliche Polen. Ende August 1944 hatten die Sowjets die deutsche Grenze nach Ostpreußen überquert (die deutsche Provinz lag zwischen dem Polen der Zwischenkriegszeit und Litauen).
Kapitulation der Deutschen
Im Januar 1945 befanden sich die sowjetischen Truppen infolge einer neuen Offensive an der Oder auf deutschem Boden, etwa 160 km von Berlin entfernt.
Mitte April 1945 kam es zu einem letzten Angriff der Sowjets gegen Deutschland. Am 13. April nahmen sie Wien ein und am 21. April war Berlin eingekesselt. Am 25. April traf eine sowjetische Aufklärungspatrouille bei Torgau an der Elbe auf amerikanische Truppen, womit das Land faktisch in zwei Hälften aufgeteilt war. Nach mehr als eine Woche lang andauernden Straßenkämpfen in Berlin standen die Sowjets unmittelbar vor dem Führerbunker im Führerhauptquartier. Am 30. April 1945 beging Hitler Selbstmord. Am 2. Mai 1945 ergab sich Berlin den sowjetischen Truppen.
Im Westen kapitulierte die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos (im Osten war es aufgrund der Zeitverschiebung bereits der 9. Mai 1945). Am 9. Mai marschierte die Rote Armee in Prag ein, der letzten größeren noch von den Deutschen besetzten Stadt. Die westlichen Alliierten erklärten den 8. Mai 1945 als europäischen Tag des Sieges (V-E Day).
An der Ostfront kamen mehr Menschen ums Leben als bei allen anderen Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs zusammen.