Was bedeutet Holocaustleugnung?

Deportation nach Belzec

Der Holocaust ist eines der am besten dokumentierten Ereignisse der Geschichte. Als Holocaustleugnung bezeichnet man den Versuch, die nachweislichen Fakten des nationalsozialistischen Völkermords am europäischen Judentum zu negieren. Gängige Leugnungsbehauptungen sind, dass die Ermordung von 6 Millionen Juden während des zweiten Weltkriegs nie stattgefunden habe, dass die Nazis keine offizielle Politik oder Absicht verfolgt hätten, die Juden zu vernichten und dass die Giftgaskammern in der Tötungsanstalt Auschwitz-Birkenau nie existiert hätten.

Ein neuerer Trend ist die Verfälschung der Tatsachen des Holocaust. Dazu gehören Behauptungen, wonach die Zahl von 6 Millionen jüdischen Todesopfern eine Übertreibung sei, die Todesfälle in den Konzentrationslagern die Folge von Krankheit oder Hunger, aber nicht von Politik gewesen seien und dass es sich beim Tagebuch von Anne Frank um eine Fälschung handele.

Die Leugnung des Holocaust ist in der Regel durch Judenhass motiviert und stützt sich auf die Anschuldigung, dass der Holocaust von Juden erfunden oder übertrieben dargestellt worden sei, um jüdische Interessen durchzusetzen. Diese Sichtweise ist die Fortsetzung von seit Langem bestehenden antisemitischen Stereotypen. Diese bezichtigen Juden unter anderem der Verschwörung und unterstellen ihnen das Streben nach Weltherrschaft. Sie sind mit hasserfüllten Anschuldigungen verbunden, die letztlich maßgeblich dazu beigetragen haben, den Grundstein für den Holocaust zu legen.

Holocaust‑Verfälschung kann mit Antisemitismus einhergehen, es gibt jedoch auch Formen, die durch Mangel an Respekt oder durch fehlendes Wissen über das Thema bedingt sind. Unabhängig von ihrer Motivation öffnen jedoch alle Formen der Holocaust-Verfälschung die Tür für gefährlichere Formen der Leugnung und des Antisemitismus, da sie die Realität des Holocaust in Frage stellen.

Die Verfassung der Vereinigten Staaten gewährt jedem Einwohner Redefreiheit. Daher ist es in den USA nicht illegal, den Holocaust zu leugnen oder sich an antisemitischen Hassreden zu beteiligen, es sei denn, es besteht eine unmittelbare Gewaltandrohung. Viele andere Länder, insbesondere in Europa, wo der Holocaust stattfand, verfügen über Gesetze, die Holocaustleugnung und Hassreden als kriminellen Tatbestand werten.

Wichtige Ereignisse

Diese Zeitleiste listet einige Schlüsselereignisse in der Entwicklung der Holocaustleugnung auf.

1942-44
Um die Vernichtung der europäischen Juden zu vertuschen, exhumieren die Deutschen und ihre Kollaborateure die Massengräber in den Tötungszentren Belzec, Sobibor und Treblinka sowie an Tausenden weiterer Orte, an denen Massenerschießungen stattfanden. Dazu gehören die von den Deutschen besetzten Gebiete in Polen, der Sowjetunion und Serbien, einschließlich Babi Yar. Die Operation hatte den Codenamen Aktion 1005.

1943
In einer Rede vor SS‑Generälen in Posen erklärt Heinrich Himmler, Reichsführer der SS (Schutzstaffel), dass der Massenmord an den europäischen Juden geheim gehalten werden müsse und nie dokumentiert werden dürfe.

1955
Willis Carto gründet eine einflussreiche, rechtsextreme Gruppe mit Sitz in Washington DC, die als Liberty Lobby bekannt wird. Die Liberty Lobby, die bis zu ihrem Konkurs im Jahr 2001 von Carto angeführt wurde, tritt für ein „rassisch reines” Amerika ein und macht die Juden für die Probleme in den USA und der Welt verantwortlich. Die Liberty Lobby beginnt 1969 mit der Veröffentlichung von holocaustleugnender Literatur.

1959
Der amerikanische Geistliche Gerald L. K. Smith behauptet in seiner antisemitischen Publikation Cross and the Flag, dass während des Holocaust keine 6 Millionen Juden getötet worden, sondern während des zweiten Weltkriegs in die Vereinigten Staaten ausgewandert seien.

1964
Paul Rassinier, ein französischer Kommunist, der von den Nazis interniert worden war, behauptet in seiner Veröffentlichung Das Drama der Juden Europas, dass die Gaskammern eine Erfindung des „zionistischen Establishments” seien.

1966-67
Der amerikanische Historiker Harry Elmer Barnes veröffentlicht Artikel in der libertären Zeitschrift Rampart Journal, in denen er behauptet, dass die Alliierten das Ausmaß der NS‑Gräueltaten übertrieben hätten, um einen Angriffskrieg gegen die Achsenmächte zu rechtfertigen.

1969
Die der Liberty Lobby angehörige Noontide Press veröffentlicht ein Buch mit dem Titel The Myth of the Six Million.

1973
Austin J. App, Professor für englische Literatur an der LaSalle University in Philadelphia, veröffentlicht das Pamphlet The Six Million Swindle: Blackmailing the German People for Hard Marks with Fabricated Corpses. Das Pamphlet wird später zum Grundlagentext für Holocaustleugner.

1976
Der Professor für Ingenieurwesen an der Northwestern University, Arthur R. Butz, veröffentlicht The Hoax of the Twentieth Century: The Case Against the Presumed Extermination of European Jewry. Butz war der erste Holocaustleugner, der versuchte, seinen Unwahrheiten den Anschein akademischer Seriosität zu verleihen. Die Northwestern University bezeichnet die Aussagen von Butz als „peinlich” für die Universität.

1977
Ernst Zündel, ein in Kanada lebender deutscher Staatsbürger, gründet den Samisdat-Verlag, der neonazistische Literatur herausgibt, in der auch der Holocaust geleugnet wird. Im Jahr 1985 belangte die kanadische Regierung Zündel strafrechtlich wegen der wissentlichen Verbreitung falscher Informationen.

1977
David Irving veröffentlicht das Buch Hitlers Krieg, in dem er argumentiert, dass Hitler die NS‑Politik des Völkermords an den europäischen Juden weder angeordnet noch gebilligt habe. Irving verzerrt historische Nachweise und wissenschaftliche Methoden, um seiner These Legitimität zu verleihen.

1978
William David McCalden (auch bekannt als Lewis Brandon) und Willis Carto gründen in Kalifornien das Institute for Historical Review (IHR). Die Organisation veröffentlicht Materialien und finanziert Konferenzen, die den Holocaust leugnen. Das IHR verschleiert seine hasserfüllten, rassistischen Botschaften unter dem Deckmantel angeblich fundierter wissenschaftlicher Untersuchungen.

1980
Das IHR stellt jedem eine Belohnung von 50.000 USD in Aussicht, der beweisen kann, dass in Auschwitz Juden vergast wurden. Der Überlebende Mel Mermelstein legt eine eidesstattliche Erklärung über seine Internierung in Auschwitz vor und verklagt das IHR, als das Institut sich weigert, zu zahlen. Im Oktober 1981 nutzt Thomas T. Johnson, Richter am Superior Court, das juristische Instrument der „judicial notice”, welches es Gerichten ermöglicht, Tatsachen, die allgemein bekannt sind, als Beweis anzuerkennen. Darauf abstellend erlässt er ein Urteil, das bestätigt, dass der Holocaust Fakt ist und dass Juden in Auschwitz vergast wurden.

1981
Ein französisches Gericht verurteilt den Literaturprofessor Robert Faurisson wegen Anstiftung zu Hass und Diskriminierung. Faurisson hatte den Holocaust als „historische Lüge” bezeichnet.

1984
In einem bahnbrechenden Fall verurteilt ein kanadisches Gericht James Keegstra, Lehrer an einer öffentlichen Schule, wegen „vorsätzlicher Anstiftung zum Hass gegen eine identifizierbare Gruppe”. Er hatte vor seinen Schülern den Holocaust geleugnet und andere antisemitische Ansichten vertreten.

1985
Das damalige westdeutsche Strafgesetzbuch wird um Bestimmungen ergänzt, die Volksverhetzung unter Strafe stellen, wozu auch Formen gehören, die mit dem Leugnen des Holocaust in Verbindung stehen. Die Bundesregierung aktualisiert und verschärft dieses Gesetz erneut in den Jahren 1992, 1994, 2002, 2005 und 2015.

1986
Am 8. Juli verabschiedet das israelische Parlament ein Gesetz, das die Leugnung des Holocaust unter Strafe stellt.

1987
Der in Kalifornien lebende Bradley Smith gründet das holocaustleugnende Committee for Open Debate on the Holocaust (CODOH). In den frühen 1990er Jahren schaltet die Organisation ganzseitige Anzeigen und redaktionelle Beiträge in mehr als einem Dutzend amerikanischer College-Zeitungen unter der Überschrift „The Holocaust Story: How Much is False? The Case for Open Debate”. Smiths Kampagne trägt dazu bei, die Grenze zwischen Volksverhetzung und Meinungsfreiheit zu verwässern.

1987
behauptet Jean Marie Le Pen, Chef der rechtsextremen französischen Partei Front National, dass die Gaskammern lediglich ein „Detail” des zweiten Weltkriegs gewesen seien. Le Pen kandidiert 1988 für das Amt des Präsidenten und erreicht die viertmeisten Stimmen.

1987
Der marokkanisch-schwedische Schriftsteller Ahmed Rami geht bei Radio Islam in Schweden auf Sendung. Der Sender bezeichnet den Holocaust als zionistische/jüdische Behauptung. Radio Islam stellt später Die Protokolle der Weisen von Zion, Mein Kampf und andere antisemitische Texte auf seine Website.

1988
Im Auftrag von Ernst Zündel reist Fred Leuchter, selbsternannter Spezialist für Hinrichtungsmethoden, an den Ort der Tötungsanstalt Auschwitz. Später gibt er den Leuchter‑Report heraus: An Engineering Report on the Alleged Execution Gas Chambers at Auschwitz, Birkenau and Majdanek, Poland. Dieser wird später oft von Holocaustleugnern zitiert, um Zweifel am Einsatz von Gaskammern zum Zwecke des Massenmords zu wecken.

1989
Der weiße Rassist David Duke gewinnt einen Sitz in der Louisiana State Legislature. Von seinem Amtssitz aus verkauft Duke holocaustleugnende Literatur.

1990
Die französische Regierung erlässt das Gayssot-Gesetz. Dieses erklärt das Infragestellen des Ausmaßes oder der Existenz von Verbrechen gegen die Menschlichkeit (gemäß Definition in der Londoner Charta von 1945) als Straftat. Dieses Gesetz dient als Anregung für viele andere europäische Länder, die in den 1990er und frühen 2000er Jahren ähnliche Gesetze erlassen.

1990
Im Zuge eines Strafverfahrens des Staates Massachusetts gegen Fred Leuchter stellt sich heraus, dass Leuchter in Wirklichkeit nie einen Ingenieurabschluss oder eine Lizenz erworben hat. Leuchter gibt zu, dass er keine Ausbildung in Biologie, Toxikologie oder Chemie absolviert hat. Darauf bauten jedoch seine Behauptungen in dem von ihm 1988 erstellten Leuchter-Report auf, der oft von Holocaustleugnern zitiert wird.

1990
Ein schwedisches Gericht verurteilt Ahmed Rami wegen „Hassrede” zu sechs Monaten Gefängnis und entzieht Radio Islam für ein Jahr die Sendelizenz.

1991
Die American Historical Association, die älteste Berufsorganisation für Historiker/innen, gibt die folgende Erklärung ab: „Kein ernsthafter Historiker stellt in Frage, dass der Holocaust stattgefunden hat”.

1992
Die österreichische Regierung ändert das Verbotsgesetz von 1947 und stellt die Leugnung und Verharmlosung des Holocaust unter Strafe.

1998
Die Regierung Polens verabschiedet das „Gesetz über das Institut des Nationalen Gedenkens – Kommission für die Verfolgung von Verbrechen gegen das polnische Volk”. Dieses bedeutende Gesetz ruft zum Archivieren und Aufarbeiten von Daten über Verbrechen auf, die während der NS-Besatzung und in den Jahren der kommunistischen Herrschaft in Polen begangen wurden. Es enthält auch Bestimmungen, die darauf ausgerichtet sind, jegliche Form der Leugnung und Verfälschung der Geschichte des Holocaust zu beseitigen.

1999
Ein regionales Gericht im polnischen Opole erklärt den dort ansässigen Professor Dariusz Ratajczak für schuldig, holocaustleugnende Literatur selbst veröffentlicht zu haben.

2000
46 Regierungen stimmen dem Wortlaut der Erklärung des Internationalen Forums von Stockholm zum Holocaust zu (externer Link). Das auch als „Stockholmer Erklärung” bekannte Dokument ist eine Verpflichtung, dauerhaft die Holocaust-Forschung, Erziehung und Erinnerung zu gewährleisten und „die schreckliche Wahrheit des Holocaust all jenen gegenüber zu vertreten, die sie bestreiten”.

2000
Ein britisches Gericht erklärt David Irving zu einem „aktiven Holocaustleugner”. Irving hatte die Historikerin Deborah Lipstadt von der Emory University wegen Verleumdung verklagt, nachdem sie 1993 ihr Buch Denying the Holocaust. The Growing Assault on Truth and Memory veröffentlicht hatte.

2002
Das Zayed Center for Coordination and Follow-Up, ein Think Tank der Liga der Arabischen Staaten mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), organisiert ein Symposium zum Thema „Semitismus”. Auf dem Symposium wird der Holocaust als „falsche Fabel” bezeichnet. Die Regierung der VAE schließt das Zayed Center im August 2003, nachdem dieses wegen seiner antiamerikanischen und antisemitischen Publikationen und Vorträge unter Druck geraten war.

2002
Rumänien verabschiedet eine Notverordnung, die das Leugnen des Holocaust unter Strafe stellt. Auslöser war der zunehmende Ruf nach öffentlicher Rehabilitierung von General Ion Antonescu. Der pro-faschistische Diktator hatte während des zweiten Weltkriegs die Tötung von 280.000 Juden und 11.000 Roma beaufsichtigt.

2002
Ein schwedisches Gericht verurteilt den Neonazi Fredrik Sandberg zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe. Er hatte das Pamphlet Die Judenfrage aus dem Dritten Reich wiederveröffentlicht.

2003
Im Fall Garaudy gegen den Staat Frankreich entscheidet der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass Roger Garaudy Formen der Holocaustleugnung betrieben hat, die nicht durch die Europäische Menschenrechtskonvention geschützt sind.

2003
Wolfgang Fröhlich wird in Wien verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem er 2001 ein Buch mit dem Titel Die Gaskammer-Lüge veröffentlicht hatte. Er wird nach einem Jahr entlassen. In den folgenden Jahren wird Fröhlich mehrmals wegen wiederholter Holocaustleugnung verhaftet bzw. inhaftiert. Dies war unter anderem 2015 der Fall, nachdem er sich schriftlich an den österreichischen Bundeskanzler gewandt und behauptet hatte, der Holocaust könne nicht stattgefunden haben.

2003
Die rumänische Regierung setzt eine internationale Kommission zum Holocaust in Rumänien ein, die von Elie Wiesel geleitet wird. Sie besteht aus 30 rumänischen und ausländischen Historikerinnen und Historikern. Ziel der Kommission ist es, die Geschichte des Holocaust in Rumänien zu untersuchen, Tatsachen zu identifizieren und die Forschungsergebnisse innerhalb des Landes sowie im Ausland zu verbreiten. Die Einrichtung der Kommission ist eine Reaktion auf öffentliche Äußerungen des damaligen Präsidenten Ion Iliescu im Jahr 2003, der den Holocaust in Rumänien verharmloste, und des ehemaligen Informationsministers Vasile Dâncu, der den Holocaust in Rumänien sogar leugnete.

2005
Die österreichische Regierung verhaftet David Irving wegen Holocaustleugnung. Er wird 2006 zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, kommt aber im Dezember unter der Bedingung frei, dass er Österreich verlässt.

2005
Die kanadische Regierung schiebt Ernst Zündel nach Deutschland ab, wo er wegen Holocaustleugnung vor Gericht gestellt wird. Deutsche Gerichte verurteilen Zündel 2007 wegen Volksverhetzung in 14 Fällen zu einer fünfjährigen Haftstrafe.

2005
In einer am 14. Dezember live im Fernsehen übertragenen Rede bezeichnet der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad den Holocaust als „Mythos”.

2005
In der japanischen Zeitschrift Marco Polo erscheint ein Artikel des freien Autors Masanori Nishioka mit dem Titel „There Were No Nazi Gas Chambers”. In dem Artikel behauptet Nishioka, dass der Holocaust nie stattgefunden habe und dass die Gaskammern in Auschwitz von der polnischen kommunistischen Regierung nach dem Krieg errichtet worden seien.

2006
Die iranische Regierung finanziert ein Treffen von Holocaustleugnern in Teheran. Getarnt war dieses als akademische Konferenz mit dem Titel „Review of the Holocaust: Global Vision”. Im selben Jahr schreibt Farid Mortazavi, Grafikredakteur der iranischen Zeitung Hamshahri, einen Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb mit Gold- und Geldpreisen für die Gewinner aus. Unter den fast 1.200 Einsendungen aus über 60 Ländern befinden sich Karikaturen, die den Holocaust leugnen oder verharmlosen. Im selben Jahr eröffnet das Saba Art and Cultural Institute in Teheran eine vom iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad unterstützte Ausstellung. Dort war eine Auswahl von 200 Karikaturen aus besagtem Wettbewerb zu sehen.

2007
Am 26. Januar verabschieden die Vereinten Nationen eine Resolution, die das Leugnen des Holocaust verurteilt. Die Generalversammlung erklärt, dass die Leugnung „gleichbedeutend mit der Billigung von Völkermord in all seinen Formen” ist.

2008
Die Europäische Union verabschiedet einen Rahmenbeschluss zur Bekämpfung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (2008/913/JI), der die EU‑Mitgliedsstaaten unter anderem auffordert, die Leugnung des Holocaust unter Strafe zu stellen.

2009
Der in England geborene römisch-katholische Bischof Richard Williamson leugnet die Existenz von Gaskammern und verharmlost das Ausmaß des Mordens während des Holocaust. Der Vatikan fordert Williamson auf, seine Aussagen zu widerrufen. Als er das nicht tut, exkommuniziert der Vatikan Williamson.

2009
David Duke, der ehemalige Anführer des Ku‑Klux‑Klan, wird von den tschechischen Behörden wegen Holocaustleugnung und Volksverhetzung verhaftet. Er war von der Gruppe Národní odpor (Nationaler Widerstand) eingeladen worden, eine Rede an der Karls-Universität zu halten. Die tschechische Regierung verweist Duke am nächsten Tag des Landes. Die Staatsanwaltschaft in Prag lässt die Anklage später aus Mangel an Beweisen fallen.

2010
Bradley Smith schaltet seine erste Online-Anzeige, in der er den Holocaust leugnet. Sie erscheint im Februar auf der Website des Badger Herald der Universität von Wisconsin. Heute ist das Internet – wegen seines einfachen Zugangs und der einfachen Verbreitung, seiner scheinbaren Anonymität und vermeintlichen Autorität – der wichtigste Kanal für Holocaustleugner.

2010
Das niederländische Berufungsgericht verurteilt die Arabische Europäische Liga (AEL) zu einer Geldstrafe von 2.500 EUR. Sie hatte 2006 eine Karikatur auf ihrer Website veröffentlicht, die suggerierte, der Holocaust sei von Juden erfunden oder übertrieben worden. Nach Angaben der AEL veröffentlichte die Organisation die Karikatur, um auf die Doppelmoral bei der freien Meinungsäußerung hinzuweisen, nachdem eine dänische Zeitung eine Karikatur des Propheten Mohammad veröffentlicht hatte. Das Gericht verhängt außerdem eine 2‑jährige Bewährungsfrist gegen die AEL.

2010
Litauen nimmt ein neues Gesetz in das Strafgesetzbuch auf. Dieses regelt die Leugnung und grobe Verharmlosung von Naziverbrechen und Verbrechen der Sowjets in Litauen.

2010
Im Rahmen dieses kürzlich verabschiedeten Gesetzes zur Holocaustleugnung nehmen die litauischen Behörden Ermittlungen gegen die litauische Zeitschrift Veidas auf. Diese hatte einen Artikel veröffentlicht, in dem die Nürnberger Prozesse als „größte juristische Farce der Geschichte” bezeichnet werden. Die Untersuchung wird Anfang 2011 eingestellt, nachdem die örtlichen Ermittler erklärten, dass der Autor nicht die Absicht hatte, den Holocaust zu leugnen.

2011
Der stellvertretende Vorsitzende der ägyptischen Wafd‑Partei erklärt in einem Interview gegenüber der Washington Times, dass die Terroranschläge vom 11. September, der Holocaust und das Tagebuch der Anne Frank allesamt historische Fälschungen seien. „Der Holocaust ist eine Lüge”, so Ahmed Ezz El‑Arab. Er fährt fort: „Es befanden sich 2,4 Millionen Juden unter deutscher Besatzung. Wenn sie tatsächlich alle ausgerottet wurden, woher kommen dann die restlichen 3,6 Millionen?”.

2012
Nikolaos Michaloliakos, Chef der rechtsextremen griechischen Partei „Goldene Morgenröte”, leugnet die Existenz von Gaskammern in den NS-Konzentrationslagern während des Holocaust. „Es gab keine Öfen, keine Gaskammern, das ist eine Lüge”, sagt er in einem im Fernsehen ausgestrahlten Interview.

2012
Der saudische Kleriker Salman al‑Odeh äußert sich gegenüber dem Fernsehsender Rotana Khalijiya: „Der Holocaust hat eine historische Grundlage. Viele Geschichten darüber sind dokumentiert und gut begründet. Das Problem liegt vor allem in der Übertreibung des Holocaust. Er wurde zu einem Mythos von enormer Tragweite gemacht ... Jahrtausendelang waren die Juden Verfolgungen, Deportationen, Tötungen und Anschuldigungen ausgesetzt. Vielleicht lag es zum großen Teil an ihren moralischen Werten, ihrer verräterischen Natur, ihren Intrigen und Machenschaften, dass andere Nationen vor ihnen auf der Hut waren”.

2012
Corneliu Vadim Tudor, rumänischer Abgeordneter im Europaparlament und Vorsitzender der nationalistischen Groß-Rumänien-Partei, leugnet in der Talkshow „Romania a la Raport” den Holocaust. Tudor erklärt: „In Rumänien gab es nie einen Holocaust ... Ich werde dies bis zu meinem Tod leugnen, weil ich mein Volk liebe”.

2013
Am Holocaust-Gedenktag behauptet Fathi Shihab-Eddim, ein Berater des ägyptischen Präsidenten Mohammed Morsi, dass die 6 Millionen Juden, die von den Nazis getötet wurden, tatsächlich in die Vereinigten Staaten umgesiedelt wurden. „Die US-Geheimdienste haben ihn [the Holocaust] gemeinsam mit ihren Amtskollegen in den alliierten Nationen während des zweiten Weltkriegs erfunden, um das Image ihrer Gegner in Deutschland zu zerstören und den Krieg und die massive Zerstörung militärischer und ziviler Einrichtungen der Achsenmächte zu rechtfertigen. Vor allem aber, um in Hiroshima und Nagasaki ihre Atombomben abzuwerfen”, erklärt Shihab-Eddim.

2013
Gyorgy Nagy ist der erste Ungar, der wegen Holocaustleugnung verurteilt wird. Nagy trug 2011 bei einer Demonstration in Budapest ein Schild mit der hebräischen Aufschrift „Der Holocaust hat nie stattgefunden”. Das Gericht verurteilt ihn zu 18 Monaten Gefängnis und Bewährung. Ein Bestandteil seiner Strafe ist die Auflage, entweder das Budapester Holocaust-Gedenkmuseum, Auschwitz, oder Yad Vashem zu besuchen.

2013
Die damals 31 Länder der International Holocaust Remembrance Alliance verabschieden eine „Arbeitsdefinition zur Leugnung und Verfälschung des Holocaust”, die einige der Erscheinungsformen von Leugnung und Verfälschung beschreibt. Seit 2013 haben mehrere Länder die Definition auf nationaler Ebene als Orientierung für ihren Umgang mit dem Problem übernommen.

2014
Udo Voigt, ehemaliger Vorsitzender der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NDP), wird in den Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres des Europäischen Parlaments berufen. Als Vorsitzender der NDP, die neonazistische Ansichten vertritt, hatte Voigt Adolf Hitler gelobt und behauptet, dass weit weniger als 6 Millionen Juden im Holocaust ermordet worden seien. Er wurde wegen Volksverhetzung verurteilt.

2014
In seiner offiziellen Nowruz-Rede 2014 merkt der iranische Ayatollah Ali Khamenei an: „Der Holocaust ist ein Ereignis, dessen Realität ungewiss ist, und wenn er stattgefunden hat, ist es ungewiss, wie er stattgefunden hat”.

2014
Die Russische Föderation ergänzt ihr Strafgesetzbuch um Bestimmungen, die einige Formen der Holocaustleugnung und die Verbreitung „falscher Angaben über die Aktivitäten der UdSSR während des Zweiten Weltkriegs” unter Strafe stellen.

2015
Zwei von der Regierung geförderte iranische Kulturorganisationen, das Owj Media & Art Institute und der Sarcheshmeh Cultural Complex, kündigen einen zweiten Holocaust-Cartoon-Wettbewerb an und erwarten Einsendungen aus Dutzenden von Ländern.

2015
Ein deutsches Gericht spricht Ursula Haverbeck der Volksverhetzung schuldig, nachdem sie einen Brief an den Bürgermeister von Detmold geschrieben hatte, in dem sie behauptete, es sei „klar erkennbar”, dass Auschwitz nichts anderes als ein Arbeitslager gewesen sei. Anlass ihres Schreibens war ein Prozess am Detmolder Gericht gegen Reinhold Hanning, einem ehemaligen Wachmann im Lager Auschwitz. 2014 stand sie vor Gericht, nachdem sie geäußert hatte, der Holocaust sei „die nachhaltigste Lüge der Geschichte”.

2015
Rumänien ergänzt sein bestehendes Gesetz gegen Holocaustleugnung um Formen der Verfälschung und Leugnung, die sich mit dem Vermächtnis und den Bildern der rumänischen Eisernen Garde befassen.

2015
Die ungarische Regierung stellt Mittel für den Bau einer Statue zu Ehren von Balint Homan zur Verfügung. Balint Homan war ein ungarischer Regierungsbeamter, der im Krieg und während des Holocaust antisemitische Politik gefördert und antisemitische Ansichten vertreten hatte. Ende 2015 erklären hochrangige ungarische Beamte, dass das Projekt angesichts Homans historischer Belastung eingestellt werden sollte.

2015
Die Regierung der Ukraine verabschiedet mehrere so genannte Dekommunisierungsgesetze. Diese Gesetze verbieten die Verwendung von kommunistischen Symbolen und NS‑Symbolen, einige verbieten jedoch auch die Kritik an bestimmten nationalen Helden des antisowjetischen Widerstands. Dazu gehören auch einige Personen, für die Kollaboration mit den Nazis und Verbrechen gegen Juden und ethnische Polen während der Jahre des Holocaust historisch belegt sind.

2016
Am Internationalen Holocaust-Gedenktag veröffentlicht der „Oberste Führer” Ayatollah Ali Khamenei ein Video mit dem Titel „Holocaust: Are the Dark Ages Over?” auf seiner Website. Dieses enthält Anmerkungen von ihm aus dem Jahr 2014, in denen er den Massenmord an 6 Millionen Juden durch die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs in Frage stellt.

2016
In Teheran wird in der Kunstabteilung der Islamischen Propaganda-Organisation eine Ausstellung mit 150 Holocaust-Karikaturen der 11. Teheraner Internationalen Karikaturen-Biennale eröffnet. Zwei Wochen später findet eine Preisverleihung für die Gewinner des Holocaust-Cartoon-Wettbewerbs statt. Majid Mollanoroozi, Direktor des Teheraner Museums für zeitgenössische Kunst und Leiter der Abteilung für grafische Künste im Ministerium für Kultur und islamische Führung, nimmt an der Preisverleihung teil. Die Preise sollen sich auf insgesamt 50.000 USD belaufen.

2016
Das polnische Kabinett billigt eine Gesetzesvorlage, das Gefängnisstrafen für jeden vorsieht, der die vom NS-Regime im besetzten Polen betriebenen Todeslager als „polnisch” bezeichnet. Die Behauptung, die Polen hätten mit den Nazis bei der Vernichtung der Juden kollaboriert, soll ebenfalls als Straftat gelten.

2016
Die International Holocaust Remembrance Alliance verabschiedet ihre „nicht rechtsverbindliche Arbeitsdefinition von Antisemitismus”. Diese Definition enthält Formulierungen, wonach die Leugnung des Holocaust eine Form von Antisemitismus ist. Seit 2016 haben mehr als 20 Länder die Definition für die Verwendung auf nationaler Ebene übernommen.

2018
Im Januar ergänzt die polnische Regierung das Gesetz über das Institut des Nationalen Gedenkens um Behauptungen, die „entgegen den Tatsachen” der „polnischen Nation oder dem polnischen Staat Verantwortung oder Mitverantwortung” für die NS-Verbrechen zuschreiben. Die ursprüngliche Novelle stellt diese Handlungen zwar unter Strafe, jedoch ändert die Regierung das Gesetz im Juni dahingehend, dass derartige Behauptungen lediglich zivilrechtlich verfolgt werden.

2018
Der Bürgermeister von Rom ordnet an, dass die Straßen der Stadt nicht mehr nach italienischen Faschisten oder italienischen Bürgern, die bekannte Faschisten waren, benannt werden dürfen.

2020
Die deutsche Bundesregierung stellt Sondermittel für den Aufbau einer Global Task-Force gegen Holocaustleugnung und Holocaustverfälschung zur Verfügung.